Heuchelei der Länder

Dem deutschen Lotteriewesen geht es nun von zwei Seiten gehörig an den Kragen. Erst der Zwist um staatliche Sportwetten und nun die Entscheidung, dass auch private Vermittler Lottoscheine annehmen dürfen.

Nachdem das Bundesverfassungsgericht im März dieses Jahres das bislang bestehende Sportwetten-Monopol an aktive Suchtprävention gekoppelt und damit quasi zum Abschuss freigegeben hat, bricht das Bundeskartellamt mit seiner gestern publik gemachten Entscheidung das staatliche Lotto-Monopol auf. Die 16 staatlichen Gesellschaften sollen den Markt nicht weiter regional in den Ländergrenzen unter sich aufteilen dürfen. In beiden Fällen geht es um mehr Wettbewerb - ein Ziel, das sehr begrüßenswert ist. Nicht stichhaltig ist nämlich das Argument der Lotteriegesellschaften der Länder und der staatlichen Sportwetten-Anbieter, dass die Zulassung privater Konkurrenz nicht geeignet sei, wie gerichtlich verlangt, die Spielsucht einzudämmen. Das grenzt an Heuchelei. Wer die Süchtigen schützen will, müsste auch für die Aufgabe der staatlichen Monopole plädieren - und nicht zulassen, dass zum Beispiel in großen Lettern an den Annahmestellen für prall gefüllte Lotto-Jackpots geworben wird. Tatsächlich geht es den Ländern nur um schnöden Bestandsschutz. m.blahak@volksfreund.de

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