Hexenjagd, die Zweite

Noch ist es nicht mehr als ein Gerücht. Aber da einzelne Rauchwolken schon zu sehen sind, muss wohl auch ein Feuer in der Nähe sein. Erste Opfer sind bereits bekannt: Die Musik der Country Band "Dixie Chicks" darf nicht mehr von allen US-Rundfunkstationen gespielt werden, weil sich ihre Lead-Sängerin offen gegen George W. Bush ausgesprochen hat. Und jetzt wird auch traditionell liberalen Schauspielern wie Dustin Hoffman, Susan Sarandon oder Martin Sheen Zurückhaltung bei öffentlichen Meinungsäußerungen gegen den Irak-Krieg empfohlen. Andernfalls könnten weitere Rollenangebote ausbleiben, heißt es. Unliebsame Kritiker mundtot zu machen, ist eine von Diktatoren bevorzugte Maßregelung. Die vermeintlich starken Männer fürchten nichts so sehr wie Widerspruch. Aus den USA, das sich in seiner Nationalhymne übrigens rühmt, "the land of the free" zu sein, wurden derlei mittelalterliche Vorgehensweisen zuletzt in den fünfziger Jahren gebilligt, als ein machtgieriger Provinzpolitiker namens Joe McCarthy gegen alles geiferte, was nicht so rechts und bigott war wie er selbst - und der dann auch nach vier schrecklichen Senatsjahren wieder dorthin gejagt wurde, wo er von Anfang an hingehörte: in die Bedeutungslosigkeit. Gottesfürchtig bis zur Kreuzzugsmentalität ist auch der derzeitige Präsident, hat er doch mit Hilfe des Allmächtigen aus dem Sumpf des Saufens herausgefunden, sagt er. Amerika liebt solche Menschen: Wer es von ganz unten nach ganz oben schafft, muss ein Auserwählter sein. Da darf es bei den Wahlen zum Präsidentenamt auch mal nicht ganz so koscher zugehen. Keine Frage: Saddam Hussein gehört das Handwerk gelegt. Der Verbrecher gegen die Menschlichkeit verschwände besser heute als morgen von der politischen Bildfäche. Über die Methoden wird man aber diskutieren dürfen. So funktioniert nun mal Demokratie. Sollte Bush das nicht gefallen, ginge es der Welt besser, wenn er Alkoholiker geblieben wäre. r.nolden@volksfreund.de

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