Hilfe zur Selbsthilfe

Zweifellos gehört es zu den ureigenen Aufgaben eines Staatsoberhaupts, sein Heimatland auf internationalem Parkett in rosigen Farben zu malen. Im Falle des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai fällt der Glaube daran allerdings besonders schwer.

Die Taliban sind wieder auf dem militärischen Vormarsch, Selbstmordattentate gehören zum blutigen Alltag, und der Opiumanbau hat sich noch mehr ausgeweitet. Die Karzai-Regierung ist dabei ein Teil des Problems. Der Hinweis von Angela Merkel gegenüber ihrem stets tadellos gekleideten Gast, dass Hilfsgelder nicht länger versickern dürften, war nur eine diplomatische Umschreibung für die Korruptionsanfälligkeit der afghanischen Verwaltung. Natürlich weiß Karsai, was er an der militärischen Präsenz auch der Deutschen in seinem Land hat. Ohne sie wäre er längst nicht mehr im Amt. Tatsache ist aber auch, dass sein politischer Einfluss trotzdem kaum über die Grenzen der Hauptstadt Kabul hinausreicht. Soll sich das ändern, muss auch die Bundesregierung umdenken. Wenn die deutschen Soldaten wegen ihres begrenzten Mandats schon zur Tatenlosigkeit gegen den Drogenanbau verdammt sind, dann sollten wenigstens die einheimischen Sicherheitskräfte in die Lage versetzt werden, wirksam dagegen vorzugehen. Diese Hilfe zur Selbsthilfe hat Deutschland trotz gegenteiliger Beteuerungen vernachlässigt. Der Kampf gegen den Drogenanbau ist deshalb von zentraler Bedeutung, weil die Taliban damit ihre militärischen Offensiven finanzieren. Für die Akzeptanz der Karsai-Regierung im afghanischen Volk wäre es zweifellos von Vorteil, könnte die Sicherheit des Landes stärker in ihre Regie übergehen. nachrichten.red@volksfreund.de

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