Hoffen auf ein Wunder

Es war bislang eine ganz alte Regel bei der Frankreich-Rundfahrt: Man kann in den Pyrenäen die Tour nicht gewinnen, aber durchaus verlieren. Am Samstag wurde sie widerlegt, denn nach den beiden bärenstarken Antritten des großen Favoriten Lance Armstrong ist davon auszugehen, dass sich der Amerikaner die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lässt.

Alle Zweifel an seiner Form sind nun vom Tisch, er zeigte am Berg wie in den Jahren zuvor, dass ihm kaum jemand das Wasser reichen kann. Und Jan Ullrich kann sich seinen zweiten Gewinn nach 1997 abschminken. Normalerweise zumindest. Denn immerhin stehen einige Höhepunkte der diesjährigen Tour noch bevor: in den Alpen und bei zwei noch ausstehenden Zeitfahrten. Aber um mehr als sechs Minuten Rückstand aufzuholen, braucht man schon ein Wunder. Für den deutschen Star hat sich eine völlig neue Situation ergeben. Zum einen muss er erkennen, dass er Tempoverschärfungen derzeit nicht mitgehen kann, was vielleicht noch an den Nachwirkungen seiner Erkältung zu Tour-Beginn liegt. Zum anderen hat er nach den beiden Berg-Etappen mit Andreas Klöden nun auch Konkurrenz im eigenen Lager bekommen. Zum zweiten Mal nacheinander kam der bisherige Ullrich-Helfer am Samstag vor dem Olympia-Sieger ins Ziel und liegt in der Gesamtwertung nun sogar mehr als drei Minuten vor seinem Kapitän. Und wenn alles optimal läuft, kann Klöden am Sonntag in Paris sogar auf dem Podium stehen. Dieser Zug ist auch für Ullrich noch nicht abgefahren. Sollte er wieder den zweiten Platz im Gesamtklassement schaffen, wäre das das sechste Mal - und Tour-Geschichte. s.laemmle@volksfreund.de

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