Ideologisch und unsachlich

Die Unionsparteien streiten weiter um den Vorstoß ihrer Familienministerin Ursula von der Leyen, die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu verdreifachen. Dabei geht es nur am Rande um Sachargumente wie die Finanzierbarkeit.

Im Vordergrund steht der Versuch, einem konservativen Rollenbild die Vorherrschaft zu sichern. Entsprechend emotional argumentieren die Kritiker: Von der Leyens Vorstoß benachteilige Frauen, die ihre Kinder selbst betreuen wollten. Und die Ministerin suggeriere Müttern, es sei das Beste für den Nachwuchs, ihn in eine Krippe zu geben. An der Sache gehen solche Vorhaltungen vorbei. Für Mütter, die Zuhause bleiben möchten, wird sich durch zusätzliche Betreuungsangebote nichts ändern. Auch von einer Verdrängung des klassischen Rollen-Modells kann kaum die Rede sein: Die geplanten 750 000 Betreuungsplätze reichen gerade einmal für 35 Prozent der Kinder. Und dass einer Fremdbetreuung der Vorzug zu geben sei, hat von der Leyen nie behauptet - während umgekehrt seit Jahrzehnten die längst widerlegte Mähr verbreitet wird, es schade dem Kind, wenn die Mutter nicht rund um die Uhr zugegen sei. Von der Leyens Betreuungs-Offensive zielt darauf ab, neben der klassischen Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit auch andere Modelle zu ermöglichen. Das entspricht nicht nur dem Wunsch von Millionen deutscher Eltern, es ist auch mit Blick auf die Zukunft sinnvoll. Gute Betreuungsangebote erleichtern Paaren die Entscheidung für ein Kind. Und die Wirtschaft nimmt angesichts des zu erwartenden Mangels an gut ausgebildeten Kräften schon jetzt verstärkt Mütter ins Visier. i.kreutz@volksfreund.de

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