Im Gespräch

Amvergangenen Montagmorgen las ich im Nachrichten-Magazin "Focus"im wöchentlichen Vorwort (Editorial) unseres Kollegen HelmutMarkwort noch die Sätze: "So beginnt jetzt jede Konferenz: Wiegeht's Christian Liebig? Heute schreibt unser Mann im Irakerstmals aus dem Süden Bagdads, 18 Kilometer vom Zentrumentfernt… Zu unserer Beruhigung trägt er auch nachts dieSchutzweste und von der ABC-Kleidung wenigstens die Hose." Nurwenige Stunden später meldeten die Nachrichtenagenturen, dassChristian Liebig bei einem irakischen Raketenangriff getötetwurde. In unserer Redaktion hat keiner Christian Liebigpersönlich gekannt. Und trotzdem hat uns sein Tod sehr berührt.Denn wenn ein Kollege von uns bei der Ausübung seines Berufesstirbt, dann kann uns das nicht kalt lassen. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, erwarten von den Medien, über diesen Krieg so objektiv wie möglich informiert zu werden. Mit offiziellen Statements der Krieg führenden Partei ist das nicht zu gewährleisten. Und auch nicht vom Redaktionsschreibtisch aus. Dazu bedarf es kritischer, unabhängiger Beobachter vor Ort. Kriegsberichterstatter sind keine Abenteurer. Sie suchen nicht den Tod, sondern Informationen. Und sie sind sich der tödlichen Risiken bei ihrer Arbeit im Krieg durchaus bewusst.

Dass sie diese Risiken gleichwohl auf sich nehmen zeigt, dass Journalismus für sie eben mehr ist als nur ein Job. Doch sehen wir es ganz unpathetisch: Christian Liebig wollte seinen Lesern, den Menschen hierzulande, etwas mehr Wahrheit und Klarheit über diesen Krieg im Irak verschaffen. Er hat dafür persönlich den höchsten Preis bezahlt, den ein Journalist zahlen kann.

Bis zum nächsten Mal

Ihr Walter W. Weber, Chefredakteur

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