Im Gespräch

Man istaus Talk-Sendungen im Fernsehen ja einiges gewöhnt: Etwa, dassdie Diskutanten sich gegenseitig ins Wort fallen, aneinandervorbei reden oder sich persönlich angreifen. Einen traurigenHöhepunkt jedoch bot am vergangenen Sonntag die Runde bei SabineChristiansen im Ersten Programm. Vier Gäste plapperten immerwieder gleichzeitig in die Kameras. Wobei einer den anderen anLautstärke zu übertreffen suchte. Man hatte den Eindruck, dassjeder von ihnen den Machtkampf suchte nach dem Motto: Mal sehen,wem zuerst die Luft ausgeht. Die Fernsehzuschauer jedenfallshatten bei dieser Kakophonie (Missklang) nicht die geringsteChance, auch nur irgend etwas zu verstehen. Deutlich wurde dabei - neben der demonstrativen Unhöflichkeit - wieder einmal eine in unserer Gesellschaft weit verbreitete Krankheit: der Unwillen oder das Unvermögen, anderen zuhören zu wollen und zu können. Wer aneinander vorbei hört, der redet auch aneinander vorbei. Argumente haben dabei keine Chance. Es bleibt bei verbalem Auf-der-Stelle-treten. Ob im Fernsehen oder in unserem Alltag. Oder sind wir selbst in dieser Beziehung rühmliche Ausnahmen?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest

Ihr Walter W. Weber

Chefredakteur

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