Im Gespräch

Sie haben in dieser Woche im Fernsehen die Leichen-Bilder der beiden Söhne von Saddam Hussein sehen können. Es war kein schöner Anblick. Im Trierischen Volksfreund dagegen haben Sie diese Fotos nicht gefunden.

Und ich frage Sie: Haben Sie etwas vermisst? Natürlich haben auch wir diese Bilder vorliegen. Aber wir haben uns gefragt: Müssen wir sie wirklich veröffentlichen? Verletzen wir unsere Informations- und Chroni–stenpflicht, wenn wir sie nicht bringen, auch wenn es Dokumente der Zeitgeschichte sind?

Wir haben diese Fragen in der Redaktion diskutiert und schließlich mit Nein beantwortet. Nicht aus menschlicher Rücksichtnahme. Schließlich waren beide üble Verbrecher und Menschenschänder. Sondern weil wir den Informationswert dieser Fotos für Sie nicht erkennen konnten. Das mag für die Menschen im Irak anders sein als für uns. Es kommt aber noch etwas hinzu. Wir haben gelernt aus einem früheren Fall. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran. Vor einigen Jahren gab es bei der Tour de France einen schweren Sturz. Ein Fahrer lag anschließend in einer Blutlache. Und alle Fernsehsender strahlten diese Szene aus. Auch wir brachten dieses Foto. Und ernteten dafür aus Ihrem Kreis massive Kritik. Was uns zeigte, dass viele von Ihnen an Ihre Zeitung andere Maßstäbe anlegen als ans Fernsehen.

Und da wir den Trierischen Volksfreund für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, machen und nicht für uns Zeitungsmacher, sind für uns Ihre Maßstäbe die Richtschnur bei unserer Arbeit. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

Ihr
Walter W. Weber
Chefredakteur

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