Im Gespräch

Die persönliche Herabsetzung von Politikern in manchen Medien ist kürzlich von Bundesinnenminister Otto Schily scharf gerügt worden. Zielscheibe der Kritik des SPD-Politikers waren dabei vor allem die (privaten) elektronischen Medien. Nicht direkt angesprochen, aber vom Minister wohl auch gemeint, waren einige Boulevard-Zeitungen. Otto Schilys Aussagen ist nicht zu widersprechen. Medien haben die Aufgabe, Politikern auf die Finger zu schauen und Fehlverhalten aufzudecken. Schläge unter die Gürtellinie - wie zum Beispiel persönliche Verletzungen - passen dabei nicht zu seriösem Journalismus. Regionalzeitungen und angesehene überregionale Blätter pflegen sich denn auch an diese Regel zu halten. Manche Politiker unterliegen allerdings dem Irrtum, die Wahrnehmung des in einer Demokratie notwendigen Wächteramtes durch die Medien sei allein schon dann eine Herabsetzung ihrer Person und ein Schlag unter die Gürtellinie, wenn sie und ihr Handeln kritisch durchleuchtet werden. Damit jedoch offenbaren sie ein eigenartiges Demokratieverständnis. Denn Pressefreiheit - zu der sich solche Politiker öffentlich stets lautstark bekennen - bedeutet schließlich nichts anderes, als die Pflicht der Presse, auf die Einhaltung demokratischer Spielregeln und Gesetze durch die von den Bürgern in politische Verantwortung Gewählten zu achten. Wie notwendig das ist, haben die vielen erst durch die Medien aufgedeckten Skandale und Gesetzesbrüche der Vergangenheit in dieser Republik gezeigt. Politiker haben natürlich genauso wie jedermann einen Anspruch auf faire Behandlung. Handeln sie jedoch nicht rechtskonform, haben sie die publizistischen Folgen selbst zu tragen und keinen Grund, sich darüber zu beklagen. Bis zum nächsten Mal Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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