Im Gespräch

Von Franz Müntefering, dem Mann, der an diesem Wochenende zum neuen SPD-Vorsitzenden gewählt wird, wissen wir seit einigen Tagen, dass er nicht schwimmen kann (aus der "Bild"-Zeitung) und keine Fremdsprache beherrscht (aus Beckmanns Talkshow im Ersten). Damit kennen wir die letzten Geheimnisse des Schröder-Nachfolgers an der Spitze der ältesten Partei Deutschlands. Denn über ihn und von ihm ist nicht mehr zu erfahren. Diese Erfahrung habe ich am vergangenen Mittwoch selbst machen müssen.Zwei Stunden lang saßen einige Kollegen und ich mit dem designierten Spät-Nachfolger Willy Brandts in Berlin bei einem so genannten "Hintergrund-Gespräch" zusammen. In solchen Hintergrund-Gesprächen zwischen Politikern und Journalisten wird normalerweise Klartext geredet, weil es ganz bestimmte Spielregeln gibt. Was "unter drei" von Politikern vertraulich gesagt wird, kann von Journalisten nur ohne Quellenangabe veröffentlicht werden. Von Franz Müntefering war in diesen zwei Stunden weder etwas Neues, noch etwas Vertrauliches und somit auch nichts Berichtenswertes zu hören. Überraschungen sind von dem neuen SPD-Vorsitzenden also nicht zu erwarten. Nur einmal zuckte Müntefering pikiert zusammen - und das zu veröffentlichen ist ganz gewiss kein Vertrauensbruch. Das war, als ich ihn an seinen Vor-Vorgänger Oskar Lafontaine erinnerte. Der hatte 1998 über sein Verhältnis als SPD-Vorsitzender zum SPD-Kanzler Gerhard Schröder gesagt: "Wir sind nicht auseinander zu bringen. Zwischen uns passt kein Blatt Papier." Die Wirklichkeit ist bekannt.Und wie wird es zwischen Müntefering und Schröder künftig sein? Franz Müntefering antwortete darauf, was er auch schon öffentlich sagte - und was Politiker aller Parteien inzwischen als StandardFloskel pflegen: Erst kommt das Land, dann die Partei, dann Personen. Darauf kann sich jeder von uns seinen eigenen Reim machen.Ich wünsche Ihnen ein schönes WochenendeIhr Walter W. WeberChefredakteur

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