Im Gespräch

Benzin ist in Deutschland zur Zeit so teuer wie noch nie. Da kommen bei den Älteren unter uns Erinnerungen auf, die zwiespältige Gefühle auslösen: Im Herbst 1973 setzten die arabischen Staaten Erdöl erstmals als politische Waffe ein, indem sie gegen die Niederlande und die USA ein Embargo verhängten wegen deren israelfreundlicher Haltung und die Lieferungen an die restlichen westlichen Industrieländer auf Sparflamme reduzierten. In der Bundesrepublik Deutschland, die damals 75 Prozent ihrer Rohöleinfuhren aus arabischen Ländern bezog, hatte das gravierende Folgen: An vier Sonntagen im November und Dezember 1973 gab es ein Fahrverbot für Autos und Motorräder, daneben wurden die Höchstgeschwindigkeit und die Abgabemengen für Treibstoff gesenkt. An diesen vier Sonntagen gehörten Autobahnen und Straßen den Radfahrern und Fußgängern. Und die machten daraus den größten Event (damals sagte man dazu noch Unterhaltungsschau) seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Stellen Sie sich einmal vor, liebe Leserin, lieber Leser, so etwas würde sich 31 Jahre später wiederholen: Die Straße würde alle Quotenrekorde des Fernsehens schlagen. Gottschalk, Big-Brother-Container und Küblböck könnten einpacken. Die Grünen von gestern dürften sich heute noch einmal ins Paradies ihrer Träume versetzt fühlen. Und junge Leute würden das einfach nur "cool" finden. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Wochenende - ob mit oder ohne Auto. Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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