Im Gespräch

Das politische Berlin brummt wie ein Bienenstock. Die große Koalition wirft ihre Schatten voraus. Nur welche? Jeder Politiker weiß etwas, aber nichts Genaues. Alle reden viel, doch keiner sagt wirklich etwas.

Nur eines weiß man nach zwei Tagen und Gesprächen mit Spitzenpolitikern (fast) aller Parteien: Die Lage ist ernst, und das zu ändern wird teuer - für uns alle. Aber das wusste man ja eigentlich schon vorher. Ein Satz eines Spitzenpolitikers ist mir allerdings nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Werte seien heute nicht mehr der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhalte, meinte er. Zusammengehalten würde diese Gesellschaft inzwischen nur noch von dem Streben nach Wohlstand. Ist das eine zynische und falsche Sichtweise? Oder ist sie im Kern vielleicht doch richtig? Ich habe dem Bundespräsidenten am vergangenen Mittwoch diese Frage gestellt. Und es ist sicher kein Bruch der für dieses Gespräch vereinbarten Vertraulichkeit, wenn ich sage, dass Horst Köhler dieser These leidenschaftlich widersprochen hat. Wörtlich zitieren zu diesem Thema lässt sich dazu allerdings Wolfgang Schäuble, der am Donnerstag in einem Interview nach seiner Meinung über den Begriff "deutsche Leitkultur" befragt wurde und dazu sagte: "Für mich bedeutet Leitkultur, dass wir uns immer wieder fragen müssen: Was hält unsere freiheitliche Gesellschaft im Innersten zusammen? Welche Werte verbinden uns? Wo wollen wir als Volk hin? Nur wenn wir mit uns selbst im Reinen sind, können Offenheit und Toleranz gedeihen." Genießen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dieses Wochenende, wenn es wirklich so strahlend und spätsommerlich wird, wie es uns die Meteorologen voraussagen. Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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