Im Gespräch

Am 20. Januar 1995 wurde Jean-Claude Juncker Premierminister des Großherzogtums Luxemburg. Am 7. Juni desselben Jahres war er als erster Regierungschef unseres Nachbarlandes Gast in der Redaktionskonferenz des Trierischen Volksfreundes.

Sein aus Wasserbillig stammender Vorgänger, Jacques Santer, hatte mir einmal (1984) sinngemäß gesagt: "Wenn ich möglichst viele meiner Luxemburger an einem Samstag treffen möchte, dann muss ich nach Trier auf den Hauptmarkt gehen." Juncker wäre längst schon da gewesen. Denn er fühlt sich in Trier, der Stadt, deren Ehrenbürger er ist, fast genauso zu Hause wie im heimischen Luxemburg. Europa, so sagte er uns bei seinem Redaktionsbesuch damals, ist etwas, das aus den Bürgern heraus entsteht, die den Umgang mit ihren Nachbarn pflegen. Damit - im Kleinen, für uns alle Greifbaren - war Juncker einer der Baumeister, der aus dieser Region Europa im Alltag gemacht hat. Und das überall voranzutreiben, war ganz augenscheinlich auch im Großen sein Anliegen. Jetzt erhält Jean-Claude Juncker (52) den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen, eine der bedeutendsten europäischen Auszeichnungen für Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Spaniens König Juan Carlos gehört ebenso zu den Preisträgern wie Bill Clinton, François Mitterand, Konrad Adenauer und Helmut Kohl. In diesen illustren Kreis reiht sich Juncker nun ein als großer europäischer Staatsmann eines kleinen Landes, der nie die Bodenhaftung in unserer Region verloren hat. Wenn ich dazu sage - Herzlichen Glückwunsch, Jean-Claude Juncker! -, dann ist das sicher auch in Ihrem Sinne, liebe Leserin, lieber Leser. Ich wünsche uns allen einen schönen vierten Advent. Ihr Walter W. Weber Chefredakteur

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