Im Gespräch

Auch das gibt es in Deutschland: Ein hoch bezahlter Spitzenmanager wird für ein symbolisches Monatsgehalt von einem Euro Staatssekretär in Berlin - und zwar nicht als Beamter, sondern als Angestellter, damit er auf Bezahlung und Pensionsansprüche verzichten kann. Der Mann heißt Dr. Gert Haller, ist 61 Jahre alt, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot & Württembergische AG und vom 1. März an der engste Mitarbeiter von Bundespräsident Horst Köhler.Als One-Dollar-Man vorübergehend ein Gastspiel in der Politik zu geben, das ist für viele Spitzenmanager in Amerika eine Selbstverständlichkeit. Man denke nur an Männer wie den ehemaligen Außenminister George Shultz oder seinen Kollegen, Verteidigungsminister Caspar Weinberger, die sich als Spitzenmanager des Bauriesen Bechtel beurlauben ließen, um für Ronald Reagan zu arbeiten.

In Deutschland muss man dagegen weit zurückblicken, um auf einen vergleichbaren Fall zu stoßen. Von 1970 bis 1972 diente der Rüstungsindustrie-Manager Ernst Wolf Mommsen seinem Freund Helmut Schmidt für eine symbolische D-Mark als Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. Und das war es dann auch schon nach meiner Erinnerung. Liebe Leserin, lieber Leser, denken Sie nicht auch, dass es der Politik und diesem Land gut tun würde, wenn es mehr Hallers und Mommsens gäbe?

Nebenbei bemerkt: Die heutige weiß-blaue Titelseite des Trierischen Volksfreunds sollten Sie sich vielleicht aufheben. Sie könnte eines Tages Sammlerwert wegen ihrer Einzigartigkeit bekommen. Denn von Montag an wird die Seite 1 wieder ganz "normal" und wie gewohnt aussehen. Bis dahin: ein schönes Wochenende

IhrWalter W. Weber

Chefredakteur

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