Im Gespräch

In diesen Tagen werden wir konfrontiert mit Bildern vom Krieg. Es sind größtenteils "gefilterte" Bilder, ebenso wie die Fakten, die wir Medienmacher Ihnen bieten können. Erst die Kriegsfolgen werden wir - mit zeitlicher Verzögerung, wenn alles vorbei ist und die Waffen wieder schweigen - vielleicht unzensiert sehen können. Denn Amerikas Regierung wird - so lange es geht und um jeden Preis - zu verhindern versuchen, dass die bitteren Realitäten dieses Waffengangs am Golf live und in Farbe in die Wohnzimmer dieser Welt gelangen. Und wir Journalisten können daran nichts ändern. Das gilt für Fernseh- wie Zeitungsmacher. Die Mehrheit von uns Deutschen hat den Zweiten Weltkrieg nicht erlebt. Was wir wissen, das haben wir von unseren Eltern oder Großeltern gehört. Und den meisten von uns fehlt neben der persönlichen Erfahrung auch die Vorstellungskraft. Ich habe in den letzten Tagen noch einmal ein Buch gelesen, das seit den sechziger Jahren in meinem Bücherschrank steht: Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues". Das weltweit berühmteste Antikriegsbuch des gebürtigen Osnabrückers Remarque (1898 - 1970) beschreibt den ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 in schonungsloser Ehrlichkeit aus der Perspektive der Betroffenen auf den Schlachtfeldern. Und dies völlig phrasenlos und zutiefst menschlich, so dass Millionen Menschen, die Kriege selbst erlebten, weltweit zu dem Urteil kamen: Genau so und nicht anders ist es gewesen. Erich-Maria Remarques aufrüttelnde Anklage gegen den Krieg und sein Aufruf zur Besinnung haben die vielen Kriege in der Folgezeit zwar nicht verhindert. Sein Buch aber ist nach wie vor aktuell und lesenswert. Ich kann uns allen diesmal kein schönes Wochenende wünschen, liebe Leserinnen, liebe Leser. Denn es ist Krieg. Und es sterben Menschen in diesen Stunden. Wofür auch immer. Ihr Walter W. WeberChefredakteur

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