Im Schützengraben

Noch steht nicht einmal fest, ob es am 18. September zu Neuwahlen kommt. Aber die Gewerkschaften kennen schon den Sieger und heben vorsorglich Schützengräben aus.

Noch steht nicht einmal fest, ob es am 18. September zu Neuwahlen kommt. Aber die Gewerkschaften kennen schon den Sieger und heben vorsorglich Schützengräben aus. In Erwartung einer unionsgeführten Bundesregierung tönt DGB-Chef Michael Sommer von einem "Häuserkampf", falls Merkel & Co. ihre Pläne für betriebliche Bündnisse durchsetzen. Sie würden eine stärkere Lohn- oder Arbeitszeitfindung im jeweiligen Unternehmen bedeuten. Sommers Einlassung klingt hübsch forsch, aber den Arbeitnehmervertretungen tut er damit keinen Gefallen. Umfragen zu Folge wünschen sich mehr als zwei Drittel der Bevölkerung einen Regierungswechsel. Darauf in kriegerischer Manier zu reagieren, ist töricht. Seit Jahren verlieren die Gewerkschaften Mitglieder, weil ihr Image als dogmatisch und verstaubt gilt. Dieses Bild hat Sommer wieder einmal bestätigt. Was nützt der beste Flächentarifvertrag für Arbeitnehmer, wenn immer mehr Betriebe aus dem Tarifverbund ausscheren? Insofern macht es durchaus Sinn, über intelligente Insel-Lösungen in den Unternehmen nachzudenken. Hier müssen auch die Gewerkschaften Neuland betreten. Die Union sollte freilich bedenken, dass eine radikale Abkehr vom Flächentarifvertrag weder einen wachstumsnotwendigen Konsum beflügelt noch unbedingt sämtlichen Arbeitgebern behagt. Anstatt sich über Lohndumping und frühkapitalistische Arbeitszeiten kaputt zu konkurrieren, muss der Wettbewerb um die beste Produktqualität im Vordergrund stehen. Alles andere ist Sache der Betriebe. Sommer kann sich natürlich gegen diese Entwicklung stemmen. Aufhalten wird er sie nicht. nachrichten.red@volksfreund.de

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