Immer mehr Gurken

Da ist er wieder, der große Rundumschlag in Gestalt des jährlichen Tüv-Reports, der sich mit Stärken und Schwächen der Deutschen liebster Kinder beschäftigt. Immerhin: Attestiert wird 81,1 Prozent aller vorgeführten Wagen, dass sie die Hauptuntersuchung auf Anhieb erfolgreich passieren.

18,9 Prozent fallen beim ersten Mal durch, das sind in absoluten Zahlen fast neun Millionen PKW mit erheblichen Mängeln. Warum inzwischen so viele zweifelhafte Karossen auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, darüber klärt uns der Tüv nicht auf. Das hat gute Gründe, denn die Ursachen dafür liegen auf mehreren Ebenen. Zwei zur Auswahl: Bei den Herstellern wird oft billig und schluderig gebastelt - dafür umso teurer verkauft. Der Verbraucher merkt erst später, was für eine "Gurke" er sich eingehandelt hat. Um Ausreden, dass Defekte daran nicht liegen, sind die Firmen allesamt nicht verlegen. Nur wenn die Beweislast allzu erdrückend ist, werden Fehler eingeräumt, Autos zurückgerufen. So weit, so gut, wird der Jurist sagen, aber für den verkehrssicheren Zustand seines Fahrzeugs ist der Halter verantwortlich. Der kann sich nicht aus der Affäre ziehen, indem er sagt: Ich fahre ein bekanntermaßen schlecht verarbeitetes Fabrikat, haben Sie also bitte Nachsicht! Wenn mehr und mehr defekte Fahrzeuge bei Tüv-Prüfungen auftauchen, offenbart das doch auch, dass zunehmend notwendige Investitionen in den fahrbahren Untersatz verschoben werden. Den vielbeschworenen Kostendruck - den Unternehmen vorschieben, um sich vor unliebsamen Ausgaben zu drücken - gibt es auch in Privathaushalten. Und die tröstet meist nicht, dass ältere Benze oder Porsches beim Tüv relativ unauffällig sind. e.kullick@volksfreund.de

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