In der Zwickmühle

Die Frage nach dem Aus- oder Neubau des Moselstadions wäre leichter zu entscheiden, ginge es allein um die Sache. Aber im Hintergrund steht ein prinzipielles Problem der Kommunalpolitik. Was kann, was darf sich eine Stadt leisten, wenn sie eigentlich kein Geld hat?

In Trier schwingt diese Grundsatzdiskussion bei allen großen Entscheidungen der letzten Jahre mit. Kritiker monierten stets, man gebe bereitwillig Geld für freiwillige Aufgaben aus, die man sich nicht leisten könne. Diese Position ist honorig, aber nur dann ehrlich, wenn man die Konsequenzen benennt. Ohne Stadion-Investitionen kein Zweitliga-Fußball mehr in Trier, ohne Großraumhalle keine Basketballer, kein Udo Jürgens, kein Nowitzki, kein Meat Loaf oder Heino. Ohne Gartenschau kein Petrisberg-Ausbau und damit kein attraktives Baugebiet für die Stadt - und keine Belebung für die Bauwirtschaft. Ohne Museums-Sanierung, Antikenfestspiele oder "Brot und Spiele" keine Impulse für Tourismus, Gastronomie und Handel. Zugespitzt formuliert: Natürlich kann sich Trier darauf beschränken, eisern zu sparen und freiwillige Aufgaben einzustellen. Aber dann kann sich die Stadt - und damit die Region - gleich auf dem Level von Kusel, Pirmasens oder Zweibrücken einordnen. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Zonenrandförderung für bescheidene Kommunen. Im Ernst: Die Wirkungen für das Selbstbewusstsein, die Attraktivität und und das Zukunftspotenzial wären fatal. Eine Einkaufs-, Fremdenverkehrs- und Kulturstadt lebt von Ansehen, Bekanntheitsgrad und der Mentalität ihrer Bewohner. Wo sich das Gefühl breitmacht, hier würden mangels finanzieller Mittel die Bürgersteige hochgeklappt, werden sich Gäste und Kunden nicht wohlfühlen. Dennoch müsste man die genannten Großprojekte auf den Prüfstand stellen, wenn sich durch den Verzicht eine ernsthafte Chance ergäbe, den maroden Haushalt wirklich zu sanieren. Aber wer addieren kann, wird unschwer feststellen, dass der komplette Verzicht auf Stadion und Halle, LGS und Simeonstift, Festspiele und Spektakel den städtischen Haushalt insgesamt um weit weniger entlasten würde, als die nächste von oben verordnete Unternehmenssteuerreform, Soziallastenverschiebung oder gesetzgeberische Wohltat kostet. So wäre denn der Stadtrat miserabel beraten, die Eintracht über die Klinge springen zu lassen. Die Bürgervertreter fordern allerdings zu Recht, dass nicht herumgewurstelt wird, sondern dass die Verwaltung ein überzeugendes, langfristig angelegtes Stadion-Konzept vorlegt. Dann besteht auch eine reelle Chance, dass das Land sich wie in Mainz und Kaiserslautern maßgeblich an den Kosten beteiligt. Aber ohne die Bereitschaft der Stadt, sich finanziell beträchtlich zu engagieren, wird nichts laufen. "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass": Das wäre naiv. d.lintz@volksfreund.de

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