Ins Aus manövriert

Eines hat die rheinland-pfälzische CDU in den vergangenen Wochen wieder einmal "meisterhaft” geschafft: Ihr Bild als in sich zerrissene und tief zerstrittene Partei aufzupolieren. Nach dem turbulenten Treffen im Parteibezirk Rheinhessen-Pfalz ist die immer wieder beschworene Geschlossenheit auf absehbare Zeit dahin - egal, wer im November zum Spitzenkandidaten gekürt wird.

Für 2006 werden die Landtags- und Bundestagskandidaturen vergeben. Entsprechend gibt es reichlich Zeit, um unter den "Parteifreunden” abzurechnen. Für die katastrophal verfahrene Situation sind zweifellos diejenigen verantwortlich, die nicht mit Christoph Böhr an der Spitze in den Wahlkampf ziehen wollten, aber bisher auch keine Gegenkandidatur auf die Beine brachten. Wie groß die Zahl der Kritiker am politisch unzweifelhaft versierten, aber wenig populären Böhr auch sein mag, sie haben sich unter Führung der drei Bezirkschefs selbst dilettantisch ausgetrickst. Nach vergeblichen internen Versuchen, den Parteivorsitzenden zum Verzicht zu bewegen, hätte man nur mit offenem Visier und einer sicheren Gegenkandidatur klare Fronten schaffen dürfen. Stattdessen wird nun öffentlich versucht, mit massivem Druck der Alternative Eva Lohse den Wege zu ebnen, die nicht bereit ist, ihre parteiinterne Rolle auch wirklich anzunehmen. Ihre Hoffnung auf eine geschlossene Unterstützung wird sich eh nicht mehr erfüllen lassen. So wird Böhr weiter demontiert, ohne einen Gegenpart vorweisen zu können. Dies ist menschlich wie politisch voll daneben. Am Ende steht die CDU mit einem Spitzenkandidaten Böhr da, der kein Gewicht mehr hat - oder mit einem Notnagel, der nicht überzeugen kann. Eine gelungene "Operation 2006”. nachrichten.red@volksfreund.de

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