Ins Schwarze getroffen

Es ist schon paradox: Da sorgen Journalisten in Luxemburg dafür, dass die seit über einem Jahr in Unwissenheit gelassenen Angehörigen der Absturz-Opfer endlich ein wenig Klarheit darüber bekommen, was zum Tod ihrer Familienmitglieder geführt hat - und dann wird ihnen von den Piloten des Landes die Verletzung der journalistischen Ethik vorgeworfen. Dabei ist Aufklären ihr Job, vor allem, wenn sich Regierung und Staatsanwaltschaft so unerträglich viel Zeit mit dem Abschlussbericht lassen. Deren quälend langes Schweigen und die empörte Reaktion der Piloten zeigen aber, dass die Unglücksursache "Piloten- und Managementfehler" wohl ins Schwarze trifft. Die Piloten leiteten den Landeanflug nicht nur zu spät ein, sondern ihnen fehlte offenbar auch das Bewusstsein für ihre große Verantwortung - sonst hätten sie nicht einen derart lockeren Umgang im Cockpit gepflegt, wie schon die Tonband-Aufzeichnungen der letzten Minuten vor dem Absturz belegten. Daran ist aber auch die Luxair schuld, die die Piloten ausgebildet und eingesetzt hat. Und mit der staatlichen Gesellschaft steht auch die Regierung in der Verantwortung. Daher ist es ein Glück, dass der Bericht in seiner nun existierenden Form an die Öffentlichkeit kommt. Wer weiß schon, wie die staatlich-bearbeitete Version Mitte Dezember sonst ausgesehen hätte? m.schmitz@volksfreund.de

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