Irak als Ballast

Sie ist die erste "First Lady" der US-Geschichte, die als Präsidentin zurück ins Weiße Haus will. Gelingt Hillary Clinton dies, wenn 2008 die Bush-Nachfolge bestimmt wird, wäre das ein politisches Erdbeben.

Noch nie hat eine Frau im vorwiegend konservativen Amerika diese Männer-Domäne erobern können. Doch die Chancen der Demokratin, die jetzt offiziell ihre Kandidatur erklärte, stehen nicht schlecht: In ihrer Partei sahen sie US-weite Umfragen bisher vorn, und selbst wenn ihr mit dem farbigen Senats-Kollegen Barack Obama derzeit ein formidabler Gegner in den eigenen Reihen erwächst, so repräsentiert Clinton doch eine Politik der Mitte, der überparteilichen Kooperation und auch der Verständigung mit den Verbündeten im Ausland - Faktoren, die am Ende den Ausschlag geben könnten. Allerdings trägt die 59-Jährige auch Ballast mit, der abgeworfen werden muss Schwer wiegt ihr Votum im Jahr 2002, mit dem sie den Militäreinsatz im Irak absegnete. Seit das Debakel im Irak absehbar wurde, versucht sich Hillary Clinton an einem Drahtseilakt der Schadensbegrenzung. Sie ist gegen die neue Bush-Strategie, sie hält Iraks Premier Maliki nach ihrem jüngsten Bagdad-Trip für einen Versager, sie will ein "richtiges Ende" für den Krieg. Aber schreckt dann doch davor zurück, wie andere - radikalere - Demokraten Bush eine Streichung der Finanzmittel für mehr Truppen anzudrohen. Wenn es im Wahlkampf hart auf hart geht, dürften manche Konkurrenten ihr dieses berechnende Lavieren und das Ja zum Krieg vorhalten. Und: Kaum eine Persönlichkeit polarisiert die Bürger so wie Hillary Clinton. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Nur die wenigsten haben eine neutrale Meinung. Mit dem neuen Medien-Liebling Barack Obama, dem kein Irak-Spagat zu schaffen macht, hat sie jedoch einen Konkurrenten mit persönlicher Ausstrahlung bekommen, dessen hoher Sympathiefaktor das Rennen unter den Demokaten durchaus spannend machen wird - vor allem, wenn sich Al Gore, der verhinderte Präsident des Jahres 2000, auch noch zur Kandidatur entschließt. nachrichten.red@volksfreund.de

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