Woran erkennt man als politisch gänzlich uninteressierter Laie, dass in Deutschland wieder Wahlen anstehen? Ganz einfach. Daran, dass sich die Politprominenz trifft, um mit funkelnagelneuen Spaten den Baubeginn für die nächsten sieben Zentimeter - oder waren es doch Kilometer? - der Autobahn A 1 zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen symbolisch zu demonstrieren. Wir werden also heute wieder einmal politische Schwergewichte erleben, die fröhlich in die Kamera blicken und so tun, als bewege sich wirklich etwas. Wäre nicht Wahl in absehbarer Zeit, käme auch niemand zum Spatenstich. So einfach ist das. Doch Bauhistoriker, die sich für den Werdegang dieses Jahrtausend-Projekts ernsthaft interessieren, stellen schon seit Jahren einen zunehmenden Polit-Tourismus zu diesem Monument bundesrepublikanischer Langsamkeit fest. Und zwar just immer dann, wenn gewählt werden soll. Da juckt es auch keinen, dass heute nur symbolisch der Spaten in die Eifelerde gerammt wird, ansonsten aber nichts passiert. Hauptsache vor der Wahl so getan, als ob sich etwas bewegt, was sich dem nörgelnden Wahlvolk als echter Meilenstein verkaufen lässt. Dabei sind die Fakten ebenso trostlos wie ungeheuerlich. Seit Jahrzehnten schafft es die Politik nicht, ein 30 Kilometer langes Autobahnteilstück, das von fast allen beteiligten Gruppen für dringend notwendig gehalten wird, fertig zu planen, zu finanzieren und zu bauen. Dieser Lückenschluss zwischen der A 1 und der A 48 wird vermutlich auch in zehn Jahren noch nicht fertig sein, weil... Ja warum eigentlich? Weil solche "Ja ist denn schon wieder Wahl-Spatenstiche" zwar nette Fotos hergeben, mehr aber nicht. d.schwickerath@volksfreund.de