Jammern auf hohem Niveau

Den Alten in Deutschland geht es gut. Sie haben Geld, sie haben ein Haus, ein Auto, sie können sich etwas leisten. Jedenfalls die meisten der knapp 20 Millionen, die über 60 sind. Und das ist auch gut so. Es wäre fehl am Platz, nun eine Neid-Debatte zu entfachen. Die Senioren, die lieber nach Mallorca statt nach Bad Tölz fahren und Turnschuhe statt Stützstrümpfe brauchen, haben in der Regel hart für ihr Vermögen gearbeitet. Die heute über 70-Jährigen haben mitgeholfen, Deutschland aufzubauen. Und viele von ihnen lebten jahrelang in nicht ganz so guten Verhältnissen, mussten sparen und können sich erst jetzt im Alter mehr leisten. Das sei ihnen gegönnt. Zwar sollte dabei nicht vergessen werden, dass es mit Sicherheit einige, vor allem allein stehende Frauen gibt, die kaum ein Auskommen mit ihrer spärlichen Rente haben, so zeigt die Wirtschaftskraft der Alten aber auch: So schlecht geht es den Deutschen insgesamt gar nicht. Zwar verfällt das Land gern in kollektives Jammern, wenn Steuern erhöht, Renten gekürzt oder Kassenbeiträge angehoben werden. Jeder Einschnitt in das soziale Netz wird als Untergang des Abendlandes beklagt. Doch bei Lichte betrachtet, liegen die Durchschnittseinkommen relativ hoch - auch wenn es mit Sicherheit viele gibt, die sich keine großen Sprünge erlauben können. Wirklich in Armut leben muss kaum einer - auch wenn das Sozialverbände und Gewerkschaften nicht gerne hören. Mit den Löhnen sind auch die Ansprüche gestiegen. Daher ist das Meckern über Sozialreformen und Rentenkürzungen eher ein Jammern auf hohem Niveau. b.wientjes@volksfreund.de

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