Jeder Tote zählt

Der Zweck heiligt die Mittel. Es ist Menschen verachtend, im Zusammenhang mit dem US-Luftangriff in Pakistan so zu argumentieren. Wieder sind Unschuldige gestorben. Männer, Frauen und Kinder, zerfetzt von Fernlenkwaffen, die hunderte Kilometer entfernt im Namen der Terrorismus-Bekämpfung auf den Weg geschickt wurden.

Wieder stellen die USA blutig unter Beweis, dass sie in ihrer selbst gewählten Rolle als Weltpolizei im Zweifelsfall ohne Rücksicht auf Verluste vorgehen. 18 unschuldige Tote, vielleicht sind es ja auch "nur" zwölf, sind nach Meinung von Präsident Bush und seiner Falken tolerierbar, wenn gleichzeitig möglicherweise ein Terrorist wie Aimann El-Sawahiri zur Strecke gebracht wird. Dumm nur, dass der Top-Gesuchte zur Zeit des Angriffs nicht in dem pakistanischen Dorf war. Der Geheimdienst CIA, der für den Fehlschlag verantwortlich zu sein scheint, hat so seinem Land und allen im Nahen Osten im Kampf gegen den Terrorismus engagierten Nationen einen Bärendienst erwiesen. Gewalt erzeugt Gewalt. Der israelisch-palästinensische Dauerkonflikt ist das Paradebeispiel dafür, wie für eine Region die Apokalypse Wirklichkeit werden kann. Auch dort nimmt ein Geheimdienst im Zweifelsfall wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, wenn erst einmal eine Zielperson ausgemacht ist. "Kollateralschäden" lautet die verharmlosende, klinisch reine Bezeichnung dafür, wenn dann Unschuldige sterben, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Oder wenn der falsche Ort zur falschen Zeit zum Ziel erklärt wurde. r.neubert@volksfreund.de

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