Kampagnen aus dem Großraumbüro

Berlin. "arena", Kampa oder Prozentfabrik: Bei den Parteien wird in den Wahlkampfzentralen derzeit heftig an Plakaten, Slogans und Motiven für die bevorstehende Wahl gearbeitet. Die Mittel, die sie dazu zur Verfügung haben, variieren dabei stark.

Volker Kauder hat die Qualitäten eines Feldherrn. Zackigen Schrittes stolzierte der CDU-Generalsekretär gestern über die zweite Etage im Konrad-Adenauer-Haus, um Journalisten zur Eröffnung der Wahlkampfzentrale der CDU seine Truppen zu präsentieren: Da saßen sie also, hinter einer großen Glasscheibe im "Herzstück" von Stockwerk Nummer zwei, junge Parteisoldaten und Freiwillige an modernsten Computern, umgeben von Flipcharts und Ablaufplänen, telefonierend auf der Suche nach Unterstützern für Kanzlerkandidatin Angela Merkel. Heute sind es noch genau 53 Tage bis zur Bundestagswahl - in den Hauptquartieren der Parteien hat die Schlacht um den Wähler jetzt vollends begonnen. "Hier, an den Plakaten, kann man unsere großen Siege, aber auch unsere Niederlagen ablesen", zeigte Kauder gegenüber dem gläsernen Käfig stolz auf die an der Wand hängenden Slogans der CDU aus vergangenen Tagen. Wahlgewinner wie Konrad Adenauer und Helmut Kohl neben Verlierern wie Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber sind dort ebenso zu sehen. "arena 05" haben die Christdemokraten ihre Wahlkampfzentrale genannt, die ganz in der neuen Hoffnungsfarbe Orange gekleidet ist. Bei den Sozialdemokraten, die anders als vor drei Jahren diesmal auf die Anmietung zusätzlicher Räume verzichtet haben, dominieren hingegen die Farben Rot und Blau: Das Pendant der SPD heißt "Kampa im Willy-Brandt-Haus". Dort brüten schon etwas länger externe Werbefachleute und SPD-Wahlkämpfer in Großraumbüros über Kampagnen, Plakate und Strategien. Das Regiment führt inhaltlich bei den Genossen Parteichef Franz Müntefering, für das Organisatorische wie die Motivauswahl von Plakaten sind Generalsekretär Klaus Uwe Benneter und Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel zuständig. 25 Millionen Euro will sich die SPD den Wahlkampf kosten lassen. Die CDU veranschlagt demgegenüber 18 Millionen Euro. Rechnet man die Mittel der CSU noch hinzu, geben die Schwesterparteien für die Gunst des Wählers rund 23 Millionen Euro aus. Da können die kleinen Parteien nicht mithalten: Bei der FDP arbeiten die Wahlkämpfer im Thomas-Dehler-Haus im extra eingerichteten, liberalen "Freiraum" - nur 3,5 Millionen Euro hat Generalsekretär Dirk Niebel in der Kriegskasse. "Prozentfabrik" nennen die Grünen ihre Wahlkampfzentrale, die von Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke und dem ehemaligen Parteivorsitzenden Fritz Kuhn geleitet wird. Die ersten fünf Plakatmotive, auf denen eine gut frisierte und lächelnde Merkel allerdings nur einmal mit dem Spruch "Chancen nutzen" zu sehen ist, liegen in der CDU-"arena" schon bereit. Oft ist das Wort "Wechsel" zu lesen. "Die traurige Bilanz von Rot-Grün und die Perspektive mit der Union" sollen die Hauptlinien des Wahlkampfs werden, so General Kauder. Die SPD schießt sich derweil auf Angela Merkel ein: Gestern veröffentlichen die Genossen ihre ersten, provokanten Plakatmotive, mit denen sie eine volle Breitseite auf die Kandidatin abfeuern: "Merkelsteuer, das wird teuer", liest man beispielsweise in Anspielung auf die von der Union geplante Mehrwertsteuererhöhung.

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