Kanzlers blanke Nerven

KeineFrage, Kanzler und Koalition sitzen in der Tinte. Zu demoffensichtlichen Unvermögen, die Probleme in den Griff zubekommen, gesellt sich nun neuer Ärger mit der mächtigenSpringer-Presse, die Gerüchte über eine Kabinettsumbildungstreut. Schröders Reaktion darauf, die in "Verachtung" für diese "Krawallmacherei" gipfelt, spricht Bände: Seine Nerven liegen blank. Man muss kein Freund der rot-grünen Koalition sein, um Schröders Befindlichkeit nachvollziehen zu können. Seit Monaten ruckelt der Regierungskarren ächzend vor sich hin, ohne wirklich vorwärts zu kommen.

Der guten Vorsätze sind viele, gewiss, bloß deren Umsetzung will partout nicht klappen. Wäre da nicht Schröders strikter Anti-Kriegs-Kurs, der in der Bevölkerung auf Sympathie stößt, die Koalition könnte gleich zum Konkursrichtergehen.

Und doch hegt der Kanzler unverdrossen Hoffnungen, das widerspenstige Blatt noch wenden zu können. Die Gewähr dafür gibt ihm sein bestes Pferd im Stall, Superminister Clement. Allerdings hat der sich auch schon vergalloppiert. Mit seinem Reformtempo überfordert ergroße Teile der Gesellschaft und provoziert die eigene Partei und die Gewerkschaften. Seine verkappte Rücktrittsdrohung, sollte die SPD nicht spuren, könnte zum Bumerang werden. Schröder und Clement sollten nicht drohen, sondern überzeugen. Und keine Energien im sinnlosen Kampf gegen die "Bild"-Zeitung verschwenden, die ihrem Ruf mal wieder alle Ehre macht.

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