Kein Patentrezept

Glaubt man den Lobeshymnen vom Wochenende, dann hat Deutschland endlich das Patentrezept gefunden, um Starrheit und Depression den Garaus zu machen. Einfach länger arbeiten ohne mehr Geld. Und schon brummt die Wirtschaft.

Zweifellos fällt die Idee auf fruchtbaren Boden. In Zeiten, in denen viele Menschen um ihren Job fürchten müssen, darf eine Ausdehnung der Arbeitszeit noch als das kleinste Übel gelten. Zumal die Bezahlung unverändert bleibt. Ob sich daraus ein gesellschaftliches Dogma ableiten lässt, ist allerdings sehr zweifelhaft. In vielen Branchen werden schon heute unbezahlte Überstunden in einem Ausmaß geschoben, das tarifliche Arbeitszeitregelungen in den Schatten stellt. Verglichen mit den alten Bundesländern arbeiten die Kollegen in Ostdeutschland knapp 130 Stunden pro Jahr länger an der Maschine oder im Büro. Doch der wirtschaftliche Boom zwischen Rügen und Fichtelberg lässt weiter auf sich erwarten. Gebraucht werden flexible Arbeitszeitregelungen. Besonders für kleinere Unternehmen, bei denen die Auftragslage stark schwankt. In solchen Situationen können auch die Gewerkschaften ihre Beweglichkeit unter Beweis stellen. Übrigens: Wenn ausgerechnet CSU-Chef Stoiber die Nation mit der 40-Stunden-Woche beglücken will, wäre zunächst einmal nach den Feiertagen in Bayern zu fragen. Davon hat der Freistaat nämlich bundesweit die meisten. nachrichten.red@volksfreund.de

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