Kein Schutz vor Chaos

Da kann Bundesfinanzminister Hans Eichel noch so sehr um Ruhe und Besonnenheit an den Finanzmärkten bitten: Sie haben sich nach den Terroranschlägen von London extrem verunsichert, unglaublich labil und verwundbar gezeigt.

Da kann Bundesfinanzminister Hans Eichel noch so sehr um Ruhe und Besonnenheit an den Finanzmärkten bitten: Sie haben sich nach den Terroranschlägen von London extrem verunsichert, unglaublich labil und verwundbar gezeigt. Schließlich geht es um die kurzfristige Sicherheit des wirtschaftlichen Ablaufs und um die von Geld und Anlagen. Zwar haben sich die Märkte und Aktienkurse sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland und den USA im Laufe des Donnerstags wieder langsam erholt. Nichtsdestotrotz konnten Anleger, Analysten und Unternehmer die Panikreaktionen und Kursverfälle von terrorsensiblen Werten wie Fluggesellschaften, Reiseveranstaltern und Versicherungen in Minutenschnelle mitverfolgen. Ein schreckliches Chaos, das mehrere Stunden dauerte. Innerhalb weniger Minuten gab es Abwärtsbewegungen der Börsenindizes, deren Ausmaß sonst nur über mehrere Tage hinweg zu beobachten ist. Diese Art massiver Ausschläge haben die Börsianer selten gesehen, zuletzt nach dem 11. September 2001. Und dass die Einbrüche größer sind als nach den Anschlägen von Madrid vom 11. März 2004 zeigt einmal mehr die Bedeutung Londons als europäisches Finanzzentrum sowie die Unsicherheit rund um die Olympia-Entscheidung und den G 8-Gipfel. Plötzlich sind "sichere Häfen" wie Staatsanleihen gefragter als renditeträchtige Risiko-Anlagen, gilt der Spatz in der Hand mehr als die Taube auf dem Dach. Wenn die Terroranschläge von London Konjunktur und Börsen nicht dauerhaft belasten und als "schwarzer Donnerstag" in die Geschichte eingehen, dann nur, weil die Finanzmärkte bei Terrorakten besonders überschießen und dies als "normale" Reaktion gilt. Es zeigt dann aber auch, dass man aus dem 11. September gelernt und die Finanzsysteme gegen einen Zusammenbruch dauerhaft gesichert hat. Ein Schutz vor Hektik, Chaos und Unsicherheit ist das allerdings nicht. s.schwadorf@volksfreund.de

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