Kein Vorbild

Der Staat nimmt Milliarden in die Hand, um angeschlagene Groß-Unternehmen mit Finanzspritzen wieder aufzupäppeln. Der Mittelstand geht meist leer aus.

Der Staat nimmt Milliarden in die Hand, um angeschlagene Groß-Unternehmen mit Finanzspritzen wieder aufzupäppeln. Der Mittelstand geht meist leer aus. Dabei treiben Bund, Länder und Kommunen viele kleine Betriebe in den Ruin. Unter oft fadenscheinigen Begründungen zahlen sie Rechnungen für in Auftrag gegebene Arbeiten nicht oder zögern die Zahlung bis zum St. Nimmerleinstag hinaus. Die öffentliche Hand verhält sich damit keinen Deut besser als so mancher Privatmann, der sich selbst durch Mahnungen nicht beeindrucken lässt oder nach dem Haar in der Suppe sucht, um die Rechnung nicht zu zahlen. Nur geht es bei öffentlichen Aufträgen meistens um richtig dicke Summen. Summen, die, wenn nicht rechtzeitig bezahlt, das Aus für kleine Unternehmen bedeuten können. Denn das Eigenkapital vieler Firmen reicht nicht aus, um lange Durststrecken zu überstehen. Zwei, drei größere Aufträge von Kommunen oder dem Land, für die es erst Mal kein Geld gibt – dann gehen die Lichter aus. Vor Gericht klagen die wenigsten Unternehmen ihr Geld ein, weil der Weg bis zu einem Urteil kostspielig ist und viel zu lange dauert. Außerdem dürften sie es sich dann endgültig mit dem Auftraggeber verscherzt haben. Eine Besserung der Zahlungsmoral ist nicht in Sicht. Je mehr auch den öffentlichen Haushalten das Wasser bis zum Hals steht, desto mehr wird auch dort getrickst und ausgesessen – genau eben wie bei Otto Normalverbraucher. Das ist alles andere als vorbildlich. b.wientjes@volksfreund.de

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