Kein gesundes Klima

Der zunehmende Druck am Arbeitsplatz, immer höhere Anforderungen, die Unsicherheit, den Job zu verlieren, machen krank. Die Zahl der Beschäftigten, die unter den härter werden Bedingungen durch immer weniger Personal leidet, steigt stetig.

Psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Das muss ernst genommen werden. Immer mehr Arbeitnehmer sind unglücklich im Job und werden krank. Sie sind erschöpft, ausgebrannt, leiden an Kopfschmerzen, können nicht mehr schlafen, sind arbeitsunfähig. Gleichzeitig trauen sich immer weniger, mit Grippe, Rückenschmerzen oder Verletzungen zu Hause zu bleiben. Aus genau dem gleichen Grund, aus dem andere krank werden: Job-Angst. In Zeiten höherer Arbeitslosigkeit sinkt der Krankenstand. Man schleppt sich lieber mit dem Kopf unterm Arm zum Schreibtisch oder ans Fließband. Auch das Krankfeiern geht in Zeiten wie diesen zurück. Bei Kündigungswellen sind die weniger leistungsfähigen, häufig kranken Beschäftigten oft die ersten, die gehen müssen. Springt die Wirtschaft wieder an, trauen sich auch wieder mehr, wegen Schnupfen oder kaputten Knochen zu Hause zu bleiben. Bei Lichte betrachtet, sind geringe Fehlzeiten kein Grund zu jubeln. Sie sind ein Zeichen tiefster Verunsicherung und Misstrauen gegenüber den Arbeitgebern. Trotzdem ist der Krankenstand längst zu einer harten Währung geworden. Je weniger Mitarbeiter ausfallen, desto billiger wird es für die Firma, die Lohnnebenkosten sinken. Nur Unternehmen, die geringe Fehlzeiten aufweisen, sind konkurrenzfähig. Ein ungesundes Klima, das noch mehr krank macht. b.wientjes@volksfreund.de

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