Kein isoliertes Fußball-Problem

Die lobenden Worte für die Gastfreundlichkeit der Deutschen klingen noch wohlfeil in den Ohren. Fremde Kulturen wurden während der Fußball-Weltmeisterschaft als Bereicherung betrachtet. Die deutschen Fans lebten das Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden".

Und nicht nur sie. Die Kapitäne der Nationalteams verlasen unter tosendem Applaus der Kundschaft auf den Tribünen vor dem Anpfiff von Spielen antirassistische Botschaften. Michael Ballack & Co. scheinen bei ihren Auftritten jedoch zu undeutlich gesprochen zu haben. Ob in Italien, Spanien, in Rostock, Gütersloh oder auch auf Fußballplätzen der Region Trier: Einige Unverbesserliche lassen Wochenende für Wochenende dumpfen Beschimpfungen freien Lauf. Die dunklen Zeiten der 80er- und 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als Neonazis versuchten, die Fanszene zu unterwandern, sind keineswegs weit weg, das Thema Rassismus im Fußball mitnichten erledigt. Was bei manchen Reaktionen von Spielern oder Verantwortlichen auf diese Vorfälle erschreckt: Es schwingt eine gewisse Routine im Umgang mit (rassistischen) Beleidigungen mit. Ein gefährliches Zeichen. Nun in Bausch und Bogen die Spezies der Fußball-Fans zu verdammen, greift zu kurz, kommen die "Anhänger" doch aus der Mitte der Gesellschaft. Rassismus auf den Rängen ist und bleibt kein isoliertes Problem des Fußballs. Die vielfach aufgeheizte Atmosphäre in den Stadien und am Rande der Aschenplätze lässt offenbar einige nur das offen aussprechen, was sie ohnehin im täglichen Leben denken. m.blahak@volksfreund.de

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