Kein zweiter Frühling

Die Arbeitslosigkeit ist im September zurückgegangen, in allen 16 Bundesländern ist die Quote der Menschen ohne Job gesunken. Schon reden die ersten Optimisten eine Herbstbelebung oder einen zweiten Frühling herbei, der Abbau der Arbeitslosigkeit scheint erfolgreich zu sein.

Jeder Arbeitslose weniger ist schließlich ein bitteres Schicksal weniger, ist ein Beitragszahler mehr fürs Steuer- und Sozialsystem, ist eine Kraft mehr fürs Wachstum. Doch eben das besagen die Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit nicht. Denn hinter den gestrichenen Namen auf den Listen der Arbeitsämter stehen keine neuen Jobs. Im Gegenteil. Meist versteckt sich dahinter nur ein Bereinigungseffekt. Denn die Zahlen zeigen, dass den Arbeitslosen vor allem die Pistole auf die Brust gesetzt wird. Wer etwa als arbeitsloser Koch zur Jobbörse für Gastroberufe nicht erscheint, dem wird die Stütze gestrichen oder gesperrt. Wer nicht mitmacht auf der Suche nach einer Stelle, weil er nicht will oder kann, bekommt kein Geld mehr und fällt aus der Statistik. Dass diejenigen, die sich nicht mehr beim Arbeitsamt melden, weil mehrere Schwarzarbeiter-Jobs sie über Wasser halten, nicht mehr finanziert werden, ist nur richtig. Nicht zu vergessen bleibt aber auch die hohe Zahl derjenigen, die ab 58 Jahren vom Arbeitsamt gefördert werden, obwohl sie keinen zumutbaren Job mehr annehmen wollen. Auch sie fallen rechnerisch durchs Rost. Insofern ist Jubel unangebracht, auch wenn allein in der Region Trier seit über anderthalb Jahren nicht mehr so wenig Menschen ohne Job registiert wurden wie im September. Ein Fortschritt bei der Bewältigung der Arbeitslosigkeit bleibt also aus. Zudem sinkt die Zahl der Erwerbstätigen bundesweit - um 650 000 im Vergleich zu 2002. Doch dies ist nur mit mehr Wachstum umzukehren. Doch das ist nur ein zartes Pflänzchen - zwischen Gedeih und Verderb. s.schwadorf@volksfreund.de

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