Keine Besserung in Sicht

DiePflegeversicherung ist im Grunde genommen unmenschlich: Siebetrachtet nicht in erster Linie den Kranken, sondern nur dieZeit, die für seine Pflege aufgewendet werden muss. Der Zustanddes Pflegenden wird in Minuten des Pflegeaufwands dargestellt.Die Belastungen der zumeist Angehörigen, die die Pflegeübernehmen, wird dabei kaum berücksichtigt. Es wird nicht dieZeit berechnet, die sie sich dem Kranken zuwenden, es wirdeinfach nur nüchtern berechnet, wie lange es dauert jemanden zuwaschen, zu füttern - eben zu pflegen. Dass sie Rund um dieUhr im Einsatz sind, ihr Leben von heute auf morgen umstellenmüssen, das wird nicht honoriert. Ihre Bereitschaft zur Pflegewird einfach vorausgesetzt. Pflegebedürftige und ihre Betreuerwerden zu Ziffern. Doch daran wird sich vermutlich auch mit einernotwendigen Reform der Pflegeversicherung nichts ändern. ImGegenteil: Angesichts immer weiter schrumpfender Rücklagen undeiner zunehmender Zahl von Pflegebedürftigen wird es immerschwieriger werden, schwerste Pflegebedürftigkeit nachzuweisen.Es wird auf Kosten der Pflegenden gespart werden. Eine Anhebungder Beiträge für die Pflegeversicherung angeleierte, bisherjedoch im Sande verlaufene Reform des Sozialsystems, weiterverwässern und die Lohnnebenkosten weiter in die Höhe treiben.Lautstarke Möchtegern-Reformer fordern bereits diePflichtversicherung durch Privatvorsorge zu ersetzen. Doch irgendwann ist auch bei der stärkeren Eigenbeteiligung das Ende der Fahnenstange erreicht. Gesundheit, Pflege und Rente kann nicht nur noch Privatsache sein. Die einzig tragbare Lösung ist die Verschmelzung von Pflege- und Krankenversicherung. Die Verschiebebahnhöfe zwischen den beiden Versicherungen würden endlich stillgelegt und die Ausgaben besser gesteuert.

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