Keine Bibel

So viel unverhohlen zur Schau gestellte Uneinigkeit war selten unter den führenden deutschen Wirtschaftsinstituten. Sie ringen und streiten wie die Politik um den besten(oder den schlimmsten) Weg. Das zeigt: Ein Herbstgutachten ist keine Bibel, und die Wirtschaftsforscher sind keine Propheten.

Zu oft mussten sich die Prognose-Experten in der Vergangenheit korrigieren. Der Aufschwung ist schon wieder weg - fraglich ist, ob er überhaupt jemals da war. Wenn ja, hat davon niemand etwas gemerkt. Und genau das ist das Problem. Am Arbeitsmarkt und in den Portemonnaies war und ist vom Ende der Stagnation nichts zu spüren. Das Gegenteil ist der Fall. Die Belastungen und die Ängste wachsen. Kein Wunder, dass die Konsumschwäche die zentrale deutsche Krankheit bleibt. Man stelle sich daher vor, die Politik würde einmal das beherzigen, was ihr die Institute ins Stammbuch schreiben. Kommen dann morgen die blühenden Landschaften, übermorgen die Beschäftigungswunder? Nein. Es gilt die alte Binsenweisheit, dass die Regierung nur die Rahmenbedingungen setzen kann, die die Unternehmen ausfüllen müssen. Das Herbstgutachten ist somit nicht nur ein Fingerzeig für die Politik, weiter zu reformieren und zu entrümpeln. Es nimmt auch die Wirtschaft in die Pflicht, die geleisteten Reformen endlich stärker zu honorieren. nachrichten.red@volksfreund.de

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