Keine Privatsache

Kinder sind Privatsache, Kindesmisshandlung oder -tötung sind es nicht. Es ist im Fall Darry wie im Fall Plauen offensichtlich, dass das Netz der Beratung und Überwachung überforderter, kranker oder gewalttätiger Eltern in Deutschland viel zu lückenhaft ist.

Und es ist offensichtlich, dass die Politik zu lange braucht, um daran bis in die letzte Gemeinde hinein etwas zu ändern. Seit dem Tod von Kevin in Bremen, der die Debatte ins Rollen brachte, sind 14 Monate vergangen. Für die fünf toten Kinder von Darry waren das 14 Monate zu viel. Es ist unverständlich, ja regelrecht schändlich, dass nur wenige Länder bisher verpflichtende Einladungen zu den Vorsorgeuntersuchungen eingeführt haben und die Jugendämter informieren, wenn Eltern zu den Terminen nicht erscheinen. Das ist das mindeste, was jetzt als Konsequenz sofort überall in der Republik kommen muss. Kinderschutz geht vor Täterschutz und vor Datenschutz. Diesen Grundsatz muss man auch den Ärzten entgegenhalten, die sich dagegen wehren, ihr Wissen weiterzugeben. Auch die Ärzte müssen sich als Teil des Netzwerkes verstehen, das nichts macht, so lange alles in Ordnung ist, das aber sofort aktiv wird, wenn etwas nicht stimmt. Um dieses Netzwerk zu knüpfen, sind nun schnelle Beratungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden nötig, die natürlich auch zu Gesetzesänderungen, organisatorischen Konsequenzen und wahrscheinlich auch zu einer Erhöhung der Mittel führen müssen. Noch einmal 14 Monate zu warten, wäre grob fahrlässig. nachrichten.red@volksfreund.de

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