Keine Sonntagsreden halten

Gleiche Bildungs-Chancen für alle Kinder. Das ist der hehre Anspruch der Politik. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Nicht erst durch Pisa ist klar geworden, dass die soziale Herkunft der Schüler deren Bildungskarriere bestimmt.

Wer kein Geld hat, kann sich keine gute Bildung leisten. Nirgends entscheiden die finanziellen Verhältnisse der Eltern derart stark über die schulische Zukunft des Nachwuchses wie bei uns. Deutschland gehört mit dieser Selektion qua Geburt im weltweiten Vergleich zu den Schlusslichtern in Sachen Bildung. Greifbar wird dieser unhaltbare Missstand jedes Jahr beim Schulbuchkauf. Immer mehr Eltern - und nicht nur sozial schwache - können sich nicht mehr leisten, ihren Kindern jedes Jahr für hunderte von Euro neue Schulbücher zu kaufen. Die Haushaltskasse lässt trotz rigorosen Sparens und Verzichts keinen Spielraum mehr zu. Da hilft alles Schönreden nichts: Bildung, zumindest gute Bildung, ist für einige Deutsche unerschwinglich. Und trotz Sonntagsreden der Politiker über bessere Bildungschancen, kürzen oder streichen immer mehr Bundesländer die Lernmittelfreiheit. Eltern, die bisher nichts oder nur einen Teil der Schulbuch-Kosten übernehmen mussten, werden nun kräftig zur Kasse gebeten. Mittlerweile übersteigt der private Anteil an den Ausgaben für Schulbücher, den der Länder. Ein falscher Weg. Rheinland-Pfalz versucht mit seiner Bildungspolitik gegenzusteuern. Zwar wird es auch hier weiterhin keine Lernmittelfreiheit geben, doch will das Land die Mittel für die finanzielle Unterstützung einkommensschwacher Eltern aufstocken. Das ist zumindest ein Signal dafür, dass man die Pisa-Erkenntnisse ernst nimmt. b.wientjes@volksfreund.de

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