Keinen Cent

Deutschland wird keine weiteren Hilfszusagen für den Wiederaufbau im Irak geben. Die Europäische Union macht jedwede Hilfszusage fürs nächste Jahr davon abhängig, ob internationale Organisationen die Verwendung der Gelder überwachen. Endlich einmal zwei gute Nachrichten aus Berlin und Brüssel. Bei diesem Thema sollten Deutsche, Franzosen und Russen gemeinsam mit vielen kleinen Staaten aus aller Welt einig und stur bleiben gegenüber den USA, Großbritannien, Polen, Italien, Kanada oder Australien. Alles Länder aus der so genannten Koalition der Willigen, die mit Hurra an der Seite George W. Bushs in die Schlacht um Bagdad zogen. Es sind bei der Geberkonferenz in Madrid die selben Personen und Nationen, die jetzt abkassieren wollen, damit in erster Linie amerikanische und britische Firmen sich eine goldene Nase am Aufbau dessen verdienen können, was alliierte Bomber und Panzer in Schutt und Asche gelegt haben. Die selben Regierungen, die vor Monaten noch die Vereinten Nationen für nicht mehr relevant erklärt, Kritiker in Europa radikal abgestraft, beschimpft und demonstrativ mit Nichtachtung belegt haben, halten jetzt die Hand auf. Das ist geradezu aberwitzig. Es bleibt dabei: Dieser Krieg war völkerrechtswidrig. Es gab nie einen Beschluss des Weltsicherheitsrates. Die angeblich so bedrohlichen Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden. Spitzenpolitiker und Geheimdienste haben über Monate hinweg die Weltöffentlichkeit schamlos belogen und betrogen, um diesen Waffengang zu rechtfertigen. Und jetzt sollen ausgerechnet die europäischen Staaten, die seinerzeit am wüstesten beschimpft wurden, ganz tief in ihre leeren Haushaltskassen greifen? Bei allem Verständnis für die Nöte der Menschen am Golf, so geht das nicht. George W. Bush und seinen Vasallen muss ein für allemal klar gemacht werden, dass er nicht nur bomben darf, wenn er das für notwendig hält, sondern dass er anschließend auch den Preis für seine Kriegslust bezahlen muss. Auch deshalb ist zu hoffen, dass Berlin und Brüssel wenigstens diesmal vor Amerika nicht katzbuckeln, sondern hart bleiben. d.schwickerath@volksfreund.de

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