Kettenreaktion

China investiert seinen rasant wachsenden Reichtum massiv in die Stärkung des Militärs. Langfristig wächst in Asien ein ernst zu nehmender Rivale der Vereinigten Staaten heran. Die reflexartige Antwort der USA auf das militärische Potential Chinas: Washington ermuntert Pekings Rivalen in der Region, ein Gegengewicht zu bilden.

Das aufstrebende Indien wird von Bush mit dem Attribut "Weltmacht" geadelt, und das Land erhält amerikanische Nukleartechnologie mitsamt der Aussicht, in den erlauchten Kreis der offiziellen Atommächte aufzusteigen. Diese Strategie ist hoch riskant. Das nukleare Tauwetter zwischen Washington und Indien signalisiert anderen Nationen: Ihr könnt ungestraft Bomben besitzen, ohne dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten. Zudem suggeriert die Vereinbarung, der Besitz der Bombe oder das Streben nach ihr sei machtpolitisch völlig legitim. Staaten wie Pakistan (De-fakto-Atommacht und erbitterter Rivale Indiens) oder Iran ("Schurkenstaat" an der Schwelle zur nuklearen Bewaffnung) werden sich bestätigt sehen. Pekings Ambitionen und die US-Reaktionen darauf könnten eine Kettenreaktion auslösen. Denn China kombiniert seine militärische Kraftmeierei mit Drohungen gegen die Inselrepublik Taiwan - was wiederum Japan alarmiert. Der unselige Rüstungswettlauf droht auch Staaten zu erfassen, die bislang aus guten Gründen auf die nukleare Option verzichteten. r.jakobs@volksfreund.de

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