Kinder gehen uns alle an

Kevin, Benjamin, Justin, Leonie: Es sind die Namen toter Kinder, die das Thema Kinderschutz in den letzten Monaten auf schrecklich-spektakuläre Weise ins öffentliche Bewusstsein gerückt haben. "Wie ist so was möglich?

", lautet die betroffene Frage, wenn es wieder mal zu spät ist. Und: "Was können wir tun, um das zu verhindern?" Die Antwort liegt auf der Hand: Hinschauen statt wegsehen. Sich selbst engagieren statt immer nur nach dem Staat zu rufen. Und vor allem: Diejenigen unterstützen, die sich für all jene Kinder engagieren, die sich nicht selbst helfen können. Es geht nicht nur um wenige Extremfälle. Kinder in Not, weil sie missbraucht, misshandelt, vernachlässigt oder auf andere Weise schlimm behandelt werden: Das gibt es leider nicht nur in fernen Metropolen. Das gibt es auch nebenan. Bei uns in der Nachbarschaft. Diese Erkenntnis tut weh, doch das ändert nichts an ihrem Wahrheitsgehalt. Aber gerade in der Nähe kann man auch was tun. Zum Beispiel die Bedingungen verbessern, unter denen Menschen arbeiten, die Kinder schützen. Da geht es nicht um große Politik und Grundsatzdebatten, sondern um bürgerschaftliches Engagement vor Ort. Praktische Unterstützung aus der Region, die es bei früheren Benefiz-Aktionen ermöglicht hat, die Villa Kunterbunt oder das Hospizhaus zu bauen, trotz leerer öffentlicher Kassen. Der Kinderschutzbund ist der richtige Adressat für eine solche Unterstützung. Keine Behörde, sondern ein freier Träger, der sich mit einem hohes Maß an ehrenamtlicher Arbeit und einem kleinen Stab professioneller Kompetenz in den Dienst der Kinder stellt. Allein die Kinder und ihre Interessen stehen im Mittelpunkt der Arbeit, und das ist wichtig. Kinder können nichts für die Probleme der Umgebung, in die sie hineingeboren werden. Sie brauchen und verdienen den Schutz aller. "Meine Burg", ein Haus für den Kinderschutz in Trier, könnte die Arbeit zugunsten der Kinder erheblich voranbringen. Es kann nicht sein, dass die erbärmliche räumliche Situation zur Hemmschwelle für Betroffene wird. "Meine Burg", das könnte auch mehr sein als eine Anlaufstelle in größter Not. Es könnte eine Einrichtung sein, die in die ganze Region hinein signalisiert: Hier gibt es Hilfe. Hier ist ein Kraftzentrum für alle Menschen, die sich ehrenamtlich im Bereich Kinderschutz engagieren. Hier wird nicht nur gehandelt, wenn das Kind im Brunnen liegt, sondern auch präventiv. Hier wird Kompetenz vermittelt, nicht nur für "Problemfälle", sondern auch für Durchschnitts-Familien, die in ihrem Alltag manchmal Rat und Tat brauchen. Es kann auch diesmal klappen. Aber nur dann, wenn es nicht beim freundlichen Kopfnicken bleibt. Sich selbst engagieren, spenden, Aktionen organisieren: Vieles ist möglich. Auch in der Firma, beim Vereinsfest, bei der Straßenaktion, in der Firm-, Kommunion- oder Konfirmationsgruppe. Beim Geburtstag. Im Karneval. Wir setzen auf die Region. Und auf unsere Leser. d.lintz@volksfreund.de

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