Klassisches Happy-End

Totgesagte leben länger. Eben noch lag "Brot und Spiele" wie ein römischer Gladiator im Staub der Arena, niedergestreckt von der leeren öffentlichen Hand. Senator Holkenbrink verkündete bereits das Todesurteil, doch der laute Klageruf "Morituri te salutant" erweichte in letzter Sekunde selbst hart gesottene Sponsorenherzen. So sieht es denn so aus, als sei "Brot und Spiele 2003" vergönnt, was einem historischen römischen Kämpfer selten blühte: ein klassisches Happy End. Das ist mehr, als man letztlich noch erwarten durfte, und insofern ein Grund zur Freude. Aber es ist unbefriedigend, was die längerfristige Planung angeht, und insofern ein Grund zum Nachdenken. "Brot und Spiele" in der Römerstadt Trier könnte ein bundesweites touristisches Mega-Event sein, und damit ein Selbstläufer - auch finanziell. Doch dafür müsste man frühzeitig mit der Vermarktung beginnen, müsste Messen beackern, Busunternehmen locken. Aber wie soll das gehen, wenn die Frage, ob die Veranstaltung überhaupt stattfindet, auf den letzten Drücker entschieden wird? Wenn keiner weiß, ob das Geld im nächsten Jahr reicht, ist keine Planung möglich. Dann entscheiden sich potenzielle Besucher auch erst im letzten Moment, statt lange vorher ihre Tickets zu buchen. Ergo wächst die Bedeutung des Wetter-Risikos - und dabei kann man im Moselland nur verlieren. Folglich fehlt das Geld erst recht. Die Antikenfestspiele wären an dieser Negativspirale fast kaputt gegangen. "Brot und Spiele" ist dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen. Vorläufig. Aber auf Dauer brauchen auch Spektakel eine solide Geschäftsgrundlage - egal ob römische oder neuzeitliche. d.lintz@volksfreund.de

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