Kleine Aufschläge erhalten den Gewinn

BERLIN. (vet) Auf die Umsatzverluste bei Medikamenten im Zuge der Gesundheitsreform reagiert die Pharmabranche offenbar mit einer veränderten Preisstrategie, die den Patienten belastet.

"Unsere Zahlen belegen, dass die Hersteller mutig über die Festbeträge hinausgehen", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH), Hermann Kortland, unserer Zeitung. Für die Differenz muss der Versicherte aufkommen. Allein durch die Streichung rezeptfreier Medikamente aus dem Leistungskatalog erhoffen sich die gesetzlichen Krankenkassen eine Ersparnis von rund 2,5 Milliarden Euro. Ein stattlicher Betrag, der auf die Bilanzen der Pharmaindustrie drückt. Ihre stärksten Einbußen gehen nach Einschätzung Kortlands jedoch auf die abgesenkten Festbeträge zurück. Für die meisten verordneten Pillen und Salben erstatten die Assekuranzen den Produzenten lediglich ein Fixum, das sich vor allem am Wirkstoff und der Nachfrage des Medikaments bemisst. Verschreibt der Arzt ein teueres Präparat, muss der Patient über die normale Zuzahlung hinaus auch für die Preisdifferenz aufkommen. Auf Veränderungen bei den Festbeträgen hatten die Hersteller in der Vergangenheit mit einer Anpassung des Preises reagiert, um den Absatz ihrer Medikamente weiter zu gewährleisten. Jetzt deutet sich eine andere Entwicklung an. Nach der jüngsten Absenkung zahlreicher Festbeträge durch die Kassen hält die Pharmabranche vielfach an den höheren Preisen fest. Nach Angaben des BAH hat sich die Zahl der über den Festpreis angesiedelten Präparate seit April von 700 auf 1330 beinah verdoppelt. Rund 44 Prozent dieser Medikamente sind bis zu einem Euro teuerer als der von den Kassen fixierte Festpreis. Bis Ende 2003 waren je nach Packungsgröße vier Euro, 4,50 Euro oder fünf Euro an Zuzahlung fällig. Heute beträgt der Eigenanteil zehn Prozent des Preises, wobei wenigstens fünf Euro und maximal zehn Euro zu zahlen sind. Dazwischen sind die Beträge variabel.

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