Kleine Revolution

Die Grünen hätten sich viel Ärger ersparen können. Besonders in den vergangenen beiden Jahren spitzte sich ihre interne Debatte um Ämter und Mandate derart zu, dass die Regierungspartei mitunter politisch gelähmt schien. Nun hat endlich die Basis gesprochen. Und mancher mag sich fragen, warum sie nicht schon früher zum Zuge kam. Von der Deutlichkeit ihres Votums für die Lockerung eines alten Glaubensgrundsatzes war auch die Führung überrascht. Dabei zeigte sich wieder einmal, dass das (Partei-)Volk eben doch weiter denkt, als Politik gemeinhin glaubt. Warum ein Grünen-Chef nicht zugleich in einem Parlament sitzen soll, ist der Öffentlichkeit ohnehin nicht mehr vermittelbar. Denn was die Grünen einst zum Schutz vor Machtmissbrauch austüftelten, erwies sich als Hindernis für ihre eigene Machtausübung. So kam es, dass die grünen Führungsleute fast durchweg blass wirkten, während die Profis in den gut bezahlten Parlamenten saßen. Politische Talente sind eben rar, und gerade bei den Grünen ist die Personaldecke dünn. Die neue Satzungsregelung bedeutet allerdings nur eine kleine Revolution. Denn als Minister könnten Joschka Fischer oder Jürgen Trittin auch künftig nicht nach dem Parteivorsitz greifen. Die Begehrlichkeiten für eine weitere Aufweichung des Trennungsprinzips sind also nicht gebannt. Schon um neuen Ärger zu vermeiden, werden sich allerdings auch die Befürworter einer völligen Abschaffung des Trennungsprinzips mit dem Basis-Votum abfinden. Eine professionellere Führungsarbeit garantiert die Satzungsänderung allemal. Und die Partei kann sich endlich wieder um die wichtigen politischen Dinge des Lebens kümmern. Darin lag auch der eigentliche Sinn der Mitgliederbefragung. nachrichten.red@volksfreund.de

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Foto: axentis.de / Georg J. Lopata (www.axentis.de )
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