Kleinkariertheiten

Vielleicht werden Prozesse zwischen Professoren und ihrer Uni demnächst zu einer ständigen Beschäftigungsquelle der Gerichte. Wenn die immer drängendere Finanznot der Hochschulen mit Wissenschaftlern kollidiert, die glauben, es gebe ein verbrieftes Recht auf die Erhaltung des Status Quo, sind juristische Dauer-Auseinandersetzungen programmiert. Natürlich gibt es einen solchen Anspruch nicht. Die knapper werdenden Mittel zwingen die Hochschulen zu einer radikalen Prioritätensetzung. Für Besitzstandswahrung ist da wenig Platz. Wer Veränderungen verhindern will, weil sie die eigenen wissenschaftlichen Pfründe gefährden könnten, muss die Möglichkeiten der Selbstverwaltung nutzen. Wer dort unterliegt, sollte demokratische Entscheidungen akzeptieren, statt sie auf das Kampffeld der Gerichtsbarkeit zu zerren. Wenn die Hochschulen überleben wollen, brauchen sie Flexibilität bei der Gestaltung ihres Fächer-Angebots. Wobei sie schlecht beraten wären, wenn sie auf kurzfristige, am Markt begehrte und finanziell gehätschelte Mode-Disziplinen setzen würden. Genau das tut die Uni Trier mit ihrer gewünschten Schwerpunktsetzung im Bereich der Kommunal-Ökonomie eben nicht. Die Gemeindefinanzen sind ein Thema von großem öffentlichen Interesse - und ein attraktives wissenschaftliches Erkundungsfeld dazu. Die Profilierungs-Chancen für Trier liegen auf der Hand. Und natürlich hängen sie mit der Person eines hoch qualifizierten Wissenschaftlers zusammen - auch wenn Ausschreibungs-Formalitäten erfordern, so zu tun, als spielte das keine Rolle. Wenn es gelänge, die Professur nebst einem über Jahre abgesicherten, hochschul-unabhängig finanzierten Institut zu etablieren, wäre das ein Glücksfall für alle Beteiligten. Dank diplomatischen Geschicks ist die Angelegenheit fast geräuschlos bis zur Entscheidungsreife voran getrieben worden. Da sollten Kleinkariertheiten aller Art den Erfolg nicht verhindern. d.lintz@volksfreund.de

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