Klinsmanns nächster Streich

Jürgen Klinsmann wäre nicht Jürgen Klinsmann, hätte er bei Bekanntgabe des deutschen Kaders für die Fußball-Weltmeisterschaft nicht erneut für eine Riesen-Überraschung gesorgt. Mit David Odonkor hatte niemand gerechnet.

Für den Sohn einer Deutschen und eines Afrikaners stehen "lediglich" 15 Einsätze in der U 21-Auswahl zu Buche - im Dress der A-Mannschaft ist der 22-Jährige noch nicht aufgelaufen. Seine Nominierung ist eine Sensation, auch weil der pfeilschnelle Mittelfeldspieler keineswegs eine außergewöhnlich gute Saison bei Borussia Dortmund gespielt hat. Mit der Berufung Odonkors setzt Klinsmann seinen Jugendstil fort. Elf der 23 Spieler im WM-Kader sind erst 25 Jahre alt oder jünger. Der Bundestrainer untermauert außerdem seinen Ruf, personell querzudenken: Erst der Rauswurf Sepp Maiers als Torwart-Trainer und das Vertrauen in amerikanische Fitness-Trainer, dann der Wunsch, Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters als Sportdirektor zu installieren, und zuletzt die Berufung Jens Lehmanns zur Nummer eins im Tor. Der Vorwurf, Klinsmann setze bei der WM zu sehr auf Reservisten, hält derweil einer Analyse nicht stand. Bis auf Robert Huth und Jens Nowotny standen alle WM-Fahrer bei den meisten Saisonspielen auf dem Platz. Dass Klinsmann auf Kuranyi, Owomoyela und Ernst verzichtet, ist eine Überraschung, aber mit zuletzt fehlender Leistung der Spieler begründbar. Die Berufung Nowotnys in der Defensive - im Übrigen zum ersten Mal unter Klinsmanns Ägide - verblüfft dagegen nicht. Früh deutete sich an: Wenn der 32-Jährige ein gelungenes Comeback nach seinem vierten Kreuzbandriss schafft, ist er ein WM-Kandidat - und ein wichtiger dazu. Wenn Nowotny der Wackel-Abwehr Halt geben kann, ist bei der WM für die deutsche Auswahl alles drin. m.blahak@volksfreund.de

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