Kluger Schachzug

Bitter ist das schon: Da haben Frauen jahrelang studiert, sich einen anspruchsvollen Job erarbeitet und schließlich gutes Geld verdient, um wenige Wochen nach der Geburt eines Kindes ohne jedes Einkommen dazustehen und finanziell vom Partner abhängig zu sein.Das ist schlicht nicht mehr zeitgemäß - und das geplante Elterngeld der großen Koalition deshalb eine gute Sache. Prinzipiell. Denn die Ausgestaltung des Konzeptes ist noch nicht weit genug vorangeschritten, um es abschließend zu beurteilen.

Vor allem die soziale Komponente wird man im Auge behalten müssen. So ungerecht die derzeitige Regelung für gut Verdienende auch sein mag, so klar ist gleichzeitig, dass allen voran den Schwächeren die Unterstützung des Staates gebührt. Ein Großteil des Elterngeldes soll aus dem bisherigen Erziehungsgeld kommen, das vor allem weniger Betuchten zugute kam. Will die Regierung hier von Arm zu Reich umschichten? Dazu darf es auf keinen Fall kommen. Die Schere geht schon jetzt allzu weit auseinander, und gerade kinderreiche Familien sind von Armut betroffen.

Es muss gelingen, eine soziale Schieflage zu vermeiden - dann aber ist das Elterngeld ein wichtiges Signal: Kinder sind dem Staat viereckiges Geld wert. Das ermutigt nicht nur potenzielle Eltern, es trägt auch zu einem Mentalitätswechsel in der übrigen Gesellschaft bei, die Kindern viel zu wenig Bedeutung beimisst. Gesetze schaffen Bewusstsein. Und genau deshalb ist auch die geplante Vaterkomponente ein kluger und bedeutender Schachzug.

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