Konzepte statt Wehklagen

Wer fährt die Jungs zum Fußballspiel? Wer bildet die Nachwuchs-Feuerwehrleute aus? Wer steht für den Verein bei der nächsten Dorfkirmes hinterm Bierstand? Fragen, die sich Vereine und Organisationen seit langem stellen.

Immer weniger ehrenamtliches Engagement lautet das Wehklagen in allen Gruppen. Nicht nur der demographische Faktor, sondern auch das immer weiter aufgefächerte Freizeitverhalten sorgt dafür, dass die "klassischen Vereinskarrieren" immer seltener werden. Aus Tradition in den Fußballklub, Musikverein oder die Feuerwehr, weil Papa oder Mama das auch schon gemacht hat - aber in der Pubertät ändern sich oft die Interessen. Da helfen noch so lautstarke Ausrufe von Politikern nicht weiter. Die Vereine und Organisation müssen erstens Kreativität bei der Mitglidergewinnung beweisen und zweitens langfristig etwas zu bieten haben, sonst ebbt der Drang, sich zu engagieren, noch weiter ab. Da verwundert es nicht, dass sozial- und politisch engagierte Gruppen wie Greenpeace oder Attac sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Man hat ein Ziel, man kann sich einbringen, man kann etwas bewegen - andere Dimensionen also, als das typische Vereinsleben. Und dass sich immer Jugendliche und junge Erwachsene im ökologischen oder politischen Bereich einsetzen, ist eine klare Absage an die sonst stets proklamierte Politikverdrossenheit. Aber warum sollen beide Strömungen nicht nebeneinander existieren? Wenn die Vereine - wie bereits in zahlreichen Aktionen bewiesen - die Zeichen der Zeit erkennen und sich einer durchaus steigenden Klientel, den Senioren, zuwenden werden beide Seiten nicht über Mitgliederschwund klagen müssen. Denn auch wenn man jetzt auf die Jugend setzt, wird es - siehe auch die Einzahlungen in die Rentenkasse - bald nicht mehr genug Junge geben, die den Älteren unter die Arme greifen. Aktiv im Alter - und zwar in einer Rolle nicht nur des "normalen" Mitglieds, sondern auch als Ehrenamtler, der das Vereinsleben mitträgt. Aber stets nur die Anonymisierung der trendigen Spaßgesellschaft, die sich immer weiter aus der Verantwortung auch im privaten Bereich drückt als Argument für fehlendes Engagement ins Feld zu führen - dieses ewige Lamentieren will keiner mehr hören. Ideen statt Heulen lautet daher die Devise. b.pazen@volksfreund.de

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