Kraft der Einheit

Lebensräume verschmähen politische Grenzen. Das weiß nicht nur Euskirchens Landrat Günter Rosenke. Besonders sein Bitburg-Prümer Kollege Roger Graef tüftelt bereits seit etlichen Jahren mit ungeahnter Leidenschaft daran, diesem Wort Sinn zu verschaffen.

Das hehre Ziel, nicht nur ein Lebenswerk zu hinterlassen, sondern Mentalität, Kultur und ökologische Potenz der Eifel zu vereinen, ihr eine einheitliche Handschrift zu verpassen, sie als Ganzes zu sehen und zu begreifen sowie ihre Produkte letzten Endes auf dem Markt zu etablieren, besitzt den Anspruch der seriösen wie konsequenten Wegbereitung. Denn was das Projekt "Regionen aktiv" in seiner Wiege für den Kreis Bitburg-Prüm bedeutete, ist für den kompletten Eifelraum bis nach Nordrhein-Westfalen und in die Provinz Lüttich hinein zwischenzeitlich zur ebenso ambitionierten wie Erfolg versprechenden Zukunftsinitiative avanciert. Zehn Landkreise in zwei Bundesländern, 680 000 Hektar Fläche, 890 000 Einwohner, 6,2 Millionen touristische Übernachtungen: Kraft strotzende Argumente, dem Paket aus einheitlicher Wesensart, wirtschaftlicher Stärke und gemeinsamer Motivation nicht nur Konturen, sondern auch demokratische Legitimierung und damit funktionalen Spielraum zu verleihen. Unfassbar, dass inmitten erster Erfolgsmeldungen offenbar der Realität entrückte Polit-Strategen in Kirchturmsdenken verfallen und die Frage nach der Umbenennung ihrer Landkreise aufwerfen. Weil in Rheinland-Pfalz die Landtagswahl ins Haus steht und in dem Kontext das Gespenst einer (unumgänglichen) funktionalen Gebietsreform den Blick versperrt, haben sie eine Diskussion angestoßen, die überflüssiger und störender kaum sein kann. Ein groteskes Unterfangen, das alle bisherigen Anstrengungen auf dem Weg einer Erfolg versprechenden Initiative ad absurdum führt. Denn wer es wirklich ernst meint mit dem Fortschritt des Wirtschaftsraums Eifel und das Boot des gemeinsamen Auftritts besteigt, der hat auch gefälligst so aufrichtig zu sein, mitzurudern, statt es aus Eitelkeit und Überheblichkeit auf der Hälfte der Fahrt wieder zu verlassen. m.reuter@volksfreund.de

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