Krank, aber mündig

"Dreimal täglich zwei Tabletten" - das verordnet Ihnen Ihr Arzt, schreibt es dann auf ein Rezept und schickt Sie damit zum Apotheker. Der gibt Ihnen das Medikament und liest noch einmal vor, was auf dem Rezept steht: "Dreimal täglich zwei Tabletten." Ist das der kundenorientierte Beratungs-Service, der herkömmliche Apotheken von Versand-Apotheken unterscheidet?

Wohl kaum. Doch es ist gerade die umfassende Beratung, mit der die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände wirbt, wenn sie gegen Internet-Apotheken argumentiert. Von unfairen Wettbewerbsbedingungen ist die Rede und von massenhaftem Apothekensterben. Vergessen wird dabei der Patient, der zwar krank, aber auch mündig ist. Wer ein Produkt bezahlen muss, sollte auch aussuchen dürfen, wo er es kauft. Natürlich werden herkömmliche Apotheken durch die Liberalisierung Einbußen haben. Doch die Möglichkeit, Arzneimittel über das Internet zu verkaufen, haben auch sie. Das Online-Geschäft mit Medikamenten zu verdammen, ist der falsche Weg. Vielmehr sollten Apotheken das Medium nutzen, um ihr Angebot zu ergänzen. So viel steht fest: Es wird in Zukunft weniger traditionelle Apotheken geben. Aussterben werden sie deshalb nicht. Apotheken, die statt Internet-Vertrieb auch weiterhin lieber auf Beratung und Service vor Ort setzen wollen, sollen dies tun. Dann aber auch ernsthaft und nicht nach der Devise: "Dreimal täglich zwei Tabletten." u.hentschel@volksfreund.de

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