Kriegs-Klischees

Die Meinungsäußerungen zum zweiten Jahrestag der von den USA geführten Militäraktion zum Sturz Saddam Husseins haben am Wochenende einmal mehr deutlich gemacht, wie Kriegsgegner und Kriegsbefürworter gleichermaßen eifrig von Klischees Gebrauch machen, die durch die Faktenlage nicht oder nur äußerst dürftig gestützt werden.

Die Meinungsäußerungen zum zweiten Jahrestag der von den USA geführten Militäraktion zum Sturz Saddam Husseins haben am Wochenende einmal mehr deutlich gemacht, wie Kriegsgegner und Kriegsbefürworter gleichermaßen eifrig von Klischees Gebrauch machen, die durch die Faktenlage nicht oder nur äußerst dürftig gestützt werden. Da ist auf der einen Seite George W. Bush und seine gebetsmühlenhaft wiederholte These, die Invasion habe Amerika sicherer gemacht. Zweifelsohne hat der Sturz des Despoten, der ohne die Intervention auch heute noch mit Mord, Folter und Unterdrückung regieren würde, die irakische Bevölkerung von einem schweren Joch befreit – aber sind die USA tatsächlich sicherer? Konkrete Angriffspläne Saddam Husseins gegen amerikanische Interessen gab es nicht, Massen-Vernichtungswaffen wurden bis heute nicht gefunden, und für eine Kooperation zwischen El Kaida und dem Ex-Regime in Bagdad gibt es ebenfalls keinerlei schlüssige Indizien. Auch scheint es für eine abschließende Antwort auf die Frage, ob der sich derzeit abzeichnende Demokratisierungsprozess in einigen arabischen Staaten gleichzeitig auch dem islamischen Terrorismus den Nährboden entzieht, noch zu früh. Bush steht jedoch mit angreifbaren Thesen nicht allein. Bei den Antikriegs-Demonstrationen in den letzten 48 Stunden erfreute sich das "Kein Blut für Öl"-Motto wieder besonderer Beliebtheit, doch auch die notorische Wiederholung des mittlerweile angestaubten Slogans macht diesen nicht richtiger. Wer – zwei Jahre nach Kriegsbeginn – den Ölpreis unter die Lupe nimmt oder ins Kalkül zieht, was derzeit an den US-Tankstellen für Sprit bezahlt werden muss, erkennt schnell die Absurdität dieser populären Argumentation. Dem Weißen Haus ging es nie um den Zugang zu billigem Öl oder gar den "Diebstahl" desgleichen, und die Erlöse aus den irakischen Ölverkäufen kommen ausschließlich den Bürgern des Zweistromlandes zugute. Ein typischer fundamentalpazifistischer Reflex ist zugleich der Ruf nach einem sofortigen Abzug aller ausländischen Truppen im Irak. Dies würde angesichts der weiter aktiven, nach der Faktenlage vom Iran und Syrien unterstützten Extremisten und dem dann absehbaren Zusammenbruch der Sicherheitslage die junge irakische Demokratie in ihren Grundfesten erschüttern. Das können jedoch nur jene wollen, denen es allein auf einen Aspekt ankommt: Ohne Rücksicht auf die Zukunft des Irak George W. Bush als einen auf der ganzen Linie gescheiterten Aggressor hinzustellen. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort