Lachender Sieger

Die Spatzen haben es seit Monaten von den Dächern gepfiffen: Die Bitburger Getränkegruppe ist auf Einkaufstour. Immerhin ist die Kriegskasse seit dem Verkauf der beiden polnischen Töchter vor gut zwei Jahren prall gefüllt, nur die geeigneten Übernahme-Kandidaten ließen bislang auf sich warten. Ein Weizenbier, wurde immer wieder gemunkelt, sei ein geeignetes neues Bitburger-Kind. Doch während die Eifeler bei den einen Kandidaten auf Granit bissen, passten die anderen nicht in die Firmen-Strategie. Immerhin ist man wer - als größte privat geführte Getränkegruppe der Republik. Im Falle eines Fehlgriffs bei den angebotenen Brauereien auf dem Markt ist mehr zu verlieren als Millionen von Euro. Da kommt es auf Namen, Image und Markenstärke an und weniger auf Masse ohne Klasse. Mit der Übernahme des Ruhrpott-Klassikers König Pilsener und der hessischen Traditionsmarke Licher hat die Bitburger Getränkegruppe schließlich auf dem Biermarkt zugegriffen. Damit profitiert das Eifeler Familien-Unternehmen von dem Schachzug, dass die Holding-Oberen Michael Dietzsch und Matthäus Niewodniczanski seit längerem die Kontakte zur dänischen Aktiengesellschaft der Carlsberg-Brauerei gepflegt haben. Carlsberg und Bitburger waren schon im November 2003 als Interessenten verschiedener Teile des Holsten-Konzerns gehandelt worden. Doch scheiterten damals die Verhandlungen, weil es eine Splittung des Bierbrauers nicht geben sollte. Nun gibt es sie doch, und Carlsberg und Bitburger werden - obwohl sie eigentlich Konkurrenten im Biergeschäft sind - doch beide lachende Sieger sein. Für Bitburger bedeutet der Kauf von Köpi und Licher zweierlei: Erstens hat die Getränkegruppe auf dem knallharten Biermarkt die Initiative ergriffen und sich emanzipiert. Als geachteter Verhandlungspartner will das Unternehmen vom Lande bundesweit auf dem Getränkemarkt ein Wörtchen mitreden. Zu groß ist die Gefahr, von ausländischen Brauereien ausgebotet zu werden und anstatt zwischen Perlen nur noch zwischen Graupen wählen zu müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zweitens entwickelt sich die Bitburger Getränkegruppe gerade durch den Verbund starker Marken auch zu einem Verbund starker Marktmacht. Man ist selbstbewusst und hat eine klare Marschroute. Man will selbstständig bleiben und den Familienverbund erhalten. Umso wichtiger wird es auch künftig sein, neben dem Machbaren auch das Sinnvolle im Auge zu behalten. Eine Herausforderung in der kommenden Ära. Denn in diesem Sommer wechselt die Führungsmannschaft bei der Getränkegruppe. s.schwadorf@volksfreund.de

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